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Verstärkung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Die Universität Leipzig erhält für insgesamt ein Jahr internationale Verstärkung in der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie.

Prof. Dr. Yemataw Wondie Yehualashet; Foto: Universität Gondar (Äthiopien)
Prof. Dr. Yemataw Wondie Yehualashet; Foto: Universität Gondar (Äthiopien)

Yemataw Wondie Yehualashet, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Gondar (Äthiopien), hat den mit 60.000 Euro dotierten Georg Forster-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung bekommen. Der Wissenschaftler wurde von den Fachkolleg:innen aus Leipzig nominiert und kann nun als Preisträger die langjährige Kooperation der beiden Universitäten vor Ort fortsetzen und weiter ausbauen. Der Preis würdigt international anerkannte Forscher:innen aus Schwellenländern, die an entwicklungsrelevanten Themen arbeiten. Gemeinsame Arbeitsgebiete sind Psycho-Onkologie, psychometrische Analysen von Fragebögen, interkulturelle Unterschiede bei Fragen psychischer Gesundheit und Psychotraumatologie. Der Forschungspreis wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Hinz
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Tel.: 0341-9718820
E-Mail: andreas.hinz(at)medizin.uni-leipzig.de

Die Universität Leipzig hat sich in dem gerade veröffentlichten „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“ des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) im bundesweiten Vergleich leicht verbessert und ihre Spitzenposition in Sachsen verteidigt. In der Gesamtbewertung der deutschen Universitäten und Hochschulen liegt sie weiterhin im oberen Mittelfeld. So gehört die Universität Leipzig bei den von Frauen abgelegten Promotionen zur Spitzengruppe sowie in den Kategorien Post-Doc-Phase und Professuren zur Mittelgruppe.

Dozentin: Prof. Dr. Susanne Viernickel im Seminar zur frühkindlichen Entwicklung. Foto: Christian Hüller
Dozentin: Prof. Dr. Susanne Viernickel im Seminar zur frühkindlichen Entwicklung. Foto: Christian Hüller
Während der Trend des wissenschaftlichen Personals und bei Promotionen unter Frauen im Vergleich zum Hochschulranking 2019 leicht anstieg, sinkt er, wenn es um den Frauenanteil bei Habilitationen geht. Unter den sächsischen Universitäten nimmt Leipzig die Spitzenposition ein. „Ich freue mich, dass unsere Universität die Spitzenposition im Wissenschaftsstandort Sachsen einnimmt. Insgesamt halten die Zahlen uns aber auch vor Augen, dass es weiterhin noch viel zu tun gibt, um die akademischen Arbeits-, Studien- und Forschungsbedingungen für Frauen zu verbessern. Es gilt jetzt, auf der positiven Trendentwicklung aufzubauen“, sagt die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking. Georg Teichert, Gleichstellungsbeauftragter der Universität, ergänzt: „Das Ranking bestätigt wieder einmal, was in den Sozialwissenschaften schon lange als Leaky Pipeline bezeichnet wird. Also die Abnahme des Frauenanteils bei Abschlüssen nach der Promotion. Das macht uns wieder einmal darauf aufmerksam, dass es immer noch Handlungsbedarf bei Vereinbarkeitsmodellen in der Hochschulkarriere gibt.“
Seit 2003 veröffentlicht das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) das „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“. Darin fließen Angaben über 293 deutschen Universitäten und Hochschulen ein und ist somit wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung für die Gleichstellung an Hochschulen. Analysiert und bewertet werden Daten des Statistischen Bundesamts nach Frauenanteilen in Promotion, Post Doc-Phase, wissenschaftlichem und künstlerischem Personal, Professuren und Studierenden sowie die Trendentwicklung. 

 

Drei Ministerpräsidenten würdigen internationale Biodiversitätsforschung

Michael Kretschmer, Bodo Ramelow und Dr. Reiner Haseloff haben am Mittwoch gemeinsam mit der DFG-Generalsekretärin Heide Ahrens den Forschungsneubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) feierlich eröffnet. Über 100 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil, die unter strengen Hygieneschutzmaßnahmen stattfand. Sie erfuhren, welchen Beitrag iDiv zur Lösung der globalen Biodiversitätskrisen leistet und künftig leisten will. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel schickte eine Grußbotschaft. Der Neubau an Leipzigs Alter Messe ist als Ort des Ideenaustauschs und der integrativen Forschung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt konzipiert. Ab 2024 wollen die drei Länder gemeinsam mit weiteren Förderern die Finanzierung des Forschungszentrums übernehmen.

Die drei Ministerpräsidenten und die Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eröffneten heute das neue iDiv-Forschungsgebäude an der alten Messe in Leipzig; Foto: Swen Reichhold
Die drei Ministerpräsidenten und die Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eröffneten heute das neue iDiv-Forschungsgebäude an der alten Messe in Leipzig; Foto: Swen Reichhold
 

Nach der Begrüßung der Gäste präsentierte iDiv-Sprecher Prof. Christian Wirth eine riesige „Karte des Lebens“, welche die Vielfalt aller bekannten Lebewesen zeigt. Große Löcher klafften in der Karte und symbolisierten die Gefährdung dieser Vielfalt. Wie die Wissenschaft zu ihrer Bewahrung beitragen kann, erfuhren die Gäste bei anschließenden Führungen durch das neue Forschungsgebäude.
Diesen Beitrag der Wissenschaft würdigte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in einer Videobotschaft.

Dr. Angela Merkel: „Das Zentrum ist noch jung. Es wurde erst 2012 gegründet. Doch es hat sich bereits einen exzellenten Ruf erworben. Es fördert unser Wissen über die Vielfalt des Lebens, ihren Wandel und Verlust. Knapp ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten gilt als gefährdet. Dies ist eine dramatische Entwicklung, weil der Erhalt der biologischen Vielfalt verbunden mit dem Schutz des Klimas eine existenzielle Aufgabe für uns Menschen ist. Deshalb ist es von größter Bedeutung, dass die Biodiversitätsforschung das Verständnis für die Belastungsgrenzen unserer Ökosysteme fördert und entscheidend dazu beiträgt, für ein nachhaltiges Wirtschaften und Verhalten zu sensibilisieren.“

iDiv’s Rolle bei der Lösung der globalen Biodiversitätskrisen war auch Thema einer Pressekonferenz mit den drei Ministerpräsidenten, der Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Heide Ahrens und iDiv-Sprecher Christian Wirth.

Michael Kretschmer: „Mit dem Forschungsneubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung ist in Leipzig ein international hoch angesehenes Zentrum entstanden. Es ist ein wichtiger Baustein in der länderübergreifenden Forschungslandschaft, der in sehr anschaulicher Weise zeigt, welche Synergien freigesetzt werden können und was auf wichtigen Forschungsgebieten bewegt werden kann, wenn Universitäten, Forschungseinrichtungen und Politik über Ländergrenzen hinweg zusammenwirken.“

Dr. Reiner Haseloff: „Der Erfolg von iDiv belegt eindrucksvoll, dass Spitzenforschung in Ostdeutschland möglich ist. Die Region Halle-Jena-Leipzig ist in der Biodiversitäts- und Klimaforschung, auch und gerade in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den Gesellschaftswissenschaften, an der Spitze. Das möchten wir ausbauen. Wie solche integrative Forschung geht, macht iDiv vor.“

Bodo Ramelow: „Das iDiv in Leipzig steht im Zentrum der entscheidenden Zukunftsthemen dieses und des kommenden Jahrzehnts. Artenvielfalt, Klimawandel, Agrarwende - das alles sind die ganz konkreten Themen, mit denen die Forscherinnen und Forscher des iDiv einen Beitrag für unsere Gesellschaften leisten. Neben seinen herausragenden Beiträgen zur Biodiversitätsforschung und neuen Lösungen zur Erhaltung der Artenvielfalt auf der Welt stellt das iDiv einen wichtigen Impuls zur länderübergreifenden Zusammenarbeit in Mitteldeutschland dar, die auch als Vorbild für andere Politikbereiche, außerhalb der Wissenschaft, dienen sollte.“

Dr. Heide Ahrens: „Wir haben uns 2012 bei der Einrichtung des iDiv leiten lassen von dem Gedanken, einen langfristigen Ort des Austauschs zu Biodiversitätsfragen zu schaffen, der es ermöglicht, die Vielfalt der Disziplinen und Methoden theoretisch und systematisch aufeinander zu beziehen. Auf diese Weise sollten auch verlässliche und seriöse Prognosen und Handlungsoptionen für die Zukunft ermöglicht werden. Denn weitsichtige politische Entscheidungen im Bereich der Umweltpolitik sind nur auf der Grundlage bester und interdisziplinärer Forschung möglich.“

Prof. Dr. Christian Wirth: „Die kommenden Jahre und Jahrzehnte entscheiden über unsere Lebensqualität und die zukünftiger Generationen. Politik und Forschung stehen in der Verantwortung, zum einen sofort Lösungen zu bieten, zum anderen, mit innovativer Grundlagenforschung nachhaltige Antworten zu entwickeln, wie die Menschheit in Zukunft mit der Biodiversität wirtschaften kann – und nicht gegen sie.“

Das neue iDiv-Gebäude an der Alten Messe in Leipzig bildet das „Herzstück“ des iDiv-Konsortiums in den drei Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Nach zweieinhalbjähriger Bauphase unter Regie des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) arbeiten hier seit Herbst vergangenen Jahres die meisten der knapp 300 Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Die Architektur ist konsequent darauf ausgerichtet, Kommunikation zu fördern. Mit 5.000 m² Fläche, modernsten Laboren, Büros und Seminarräumen und vor allem einem großzügigen, mehrgeschossigen Foyer als attraktiven Treffpunkt bietet das Haus ideale Voraussetzungen für den kreativen Austausch von Forschenden verschiedenster Disziplinen und Nationen. Die Baukosten betrugen 34 Millionen Euro.

Hintergrund
Die globale Biodiversitätskrise ist eines der großen Probleme unserer Zeit. Im aktuellen Wahlkampf spielt sie im Schatten der Klimakrise nur eine Nebenrolle. Sie ist aber nicht minder akut. Laut Weltbiodiversitätsrat sind etwa ein Achtel aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht – mit Konsequenzen für das Funktionieren der Ökosysteme. Raubbau, Verschmutzung und Klimawandel gefährden Lebensräume, Arten und Gene; sie gefährden die Grundlage für die existenziellen Dinge, die wir zum Leben brauchen. Seit 2012 erforschen iDiv-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den weltweiten Wandel der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt und entwickelt Antworten darauf. Das DFG-Forschungszentrum hat sich in nur neun Jahren zu einem der weltweit anerkanntesten Orte der Biodiversitätswissenschaft entwickelt. Knapp 300 Mitarbeiter aus 30 Nationen arbeiten mittlerweile für das DFG-Forschungszentrum. Zusätzlich forschen über 100 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Netzwerkes an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig. Getragen wird iDiv von unseren Mitgliedern Universität Leipzig und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zudem sind mehrere Leibniz- und Max-Planck-Institute als Kooperationspartner beteiligt.

 

Fünf Jahre: Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig zieht positive Bilanz

Rund einhundert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) an ihrer Doktorarbeit. Um die Promovierenden zusätzlich zu unterstützen, hat die HTWK Leipzig als erste Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Sachsen im Sommer 2016 ein eigenes Graduiertenzentrum eingerichtet. Die Bilanz nach fünf Jahren kann sich sehen lassen: 34 Stipendien wurden vergeben, 5 Postdocs und 3 Nachwuchsforschungsgruppen gefördert und 81 Qualifizierungskurse durchgeführt. Insgesamt 13 Wissenschaftlerinnen und 42 Wissenschaftler erlangten seit Gründung des Graduiertenzentrums einen Doktorgrad.

 
34 vergebene Stipendien, 5 Postdoc-Förderungen und 3 Nachwuchsforschungsgruppen – das Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig zieht zum 5. Geburtstag eine positive Bilanz. Im Foto v.l.n.r.: Die Promovierenden Vivien Zschammer, Fabian Görgen, Max Böhme (sitzend), Franz Anders und Rosa Elena Ocaña Atencio (Foto: Maximilian Johnson/HTWK Leipzig)
34 vergebene Stipendien, 5 Postdoc-Förderungen und 3 Nachwuchsforschungsgruppen – das Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig zieht zum 5. Geburtstag eine positive Bilanz. Im Foto v.l.n.r.: Die Promovierenden Vivien Zschammer, Fabian Görgen, Max Böhme (sitzend), Franz Anders und Rosa Elena Ocaña Atencio (Foto: Maximilian Johnson/HTWK Leipzig)

Bestmögliche Unterstützung für Promovierende

„Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein zentrales Anliegen der Wissenschaftspolitik im Freistaat Sachsen“, betont Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. „Gute Arbeitsbedingungen, ein attraktives Umfeld und breite Möglichkeiten, sich auf seinem Gebiet zu entfalten, sind wichtige Voraussetzungen, um engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewinnen. Das Graduiertenzentrum der HTWK ist hier hervorragend aufgestellt und deshalb sehr erfolgreich. Ich möchte alle Beteiligten deshalb ermutigen, diesen Weg weiter zu gehen“, so Gemkow weiter.

„Unsere Nachwuchsforschenden sind ein wichtiger Teil der HTWK Leipzig. Motiviert und engagiert erproben sie neue Werkstoffe, entwickeln Prototypen, simulieren Arbeitsprozesse, studieren den demografischen Wandel oder erforschen die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags. Durch ihre praxisnahe Problemlösungskompetenz sind sie ein wichtiger Treiber der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Region und darüber hinaus. Deshalb hat die bestmögliche Unterstützung unserer Promovierenden für uns einen hohen Stellenwert“, so Prof. Ralf Thiele, Prorektor für Forschung und wissenschaftlicher Leiter des Graduiertenzentrums.

Landesweites Promotionskolleg in Planung

Die sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) haben kein eigenes Promotionsrecht, weshalb es der Kooperation mit einer Universität im In- oder Ausland bedarf. Da Forschungsfragen mit hohem Praxisbezug originär an HAW bearbeitet werden, ist es für die hier forschenden jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft schwer, eine fachlich passende Betreuung an einer Universität zu finden. Um dieser Problematik zu begegnen, sieht der sächsische Koalitionsvertrag die Einrichtung eines landesweiten Promotionskollegs vor, das den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften einen eigenständigen Weg zur Promotion ermöglichen soll.

„Sachsen folgt mit der Einrichtung eines solchen Kollegs dem bereits von vielen forschungsstarken Bundesländern eingeschlagenen Weg der Ausweitung des Promotionsrechts über die Universitäten hinaus. Die durch die sächsischen Koalitionspartner formulierte Absicht zur Einrichtung eines Promotionskollegs bietet die Möglichkeit, unter Einbindung der sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften der Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte aus dem Freistaat gezielt entgegenzuwirken und den Wirtschaftsstandort Sachsen zu stärken. Der Zugang zu einem eigenständigen Promotionsrecht für HAW über ein Promotionskolleg ist nicht nur ein klares politisches Bekenntnis zur anwendungsbezogenen und transferorientierten Forschung. Mit seinen forschungsstarken Hochschulen für Angewandte Wissenschaften kann sich Sachsen durch Verleihung des Promotionsrechts an das im Koalitionsvertrag vorgesehene Promotionskolleg wieder als führende Forschungsregion profilieren“, so HTWK-Rektor Prof. Mark Mietzner.

Hintergrund und kurze Videoportraits
Das Graduiertenzentrum ist an der HTWK Leipzig die erste Anlaufstelle für Promotionsinteressierte, Promovierende und Promovierte. Es informiert und begleitet beim Start in die Promotion, hilft bei der Suche nach einer geeigneten Förderung, bietet Workshops für die individuelle Qualifizierung an und berät zu Karrierewegen nach der Promotion. Mit einer eigenen Förderlinie für den wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützt die HTWK Leipzig Promovierende und Postdocs finanziell und ideell. Unter den sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften betreut die HTWK Leipzig die meisten Promovierenden

Einen Einblick in die vielfältigen Forschungsthemen der Promovierenden an der HTWK Leipzig bieten zwölf kurze Videoportraits auf der Website des Graduiertenzentrums.

Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF) TROPOS empfiehlt konkrete Gegenmaßnahmen für Innenräume: Masken, Lüften, Luftreinigung und Überkopfabsaugungen

Leipzig. Aerosole und ihre Ausbreitung spielen im Zusammenhang mit der Übertragung von COVID-19 eine wesentliche Rolle. Das Übertragungsrisko könnte jedoch deutlich gesenkt werden, wenn mehr zur Reduzierung der Viren in der Innenraumluft getan würde. Der Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF) hat daher eine Stellungnahme mit konkreten Empfehlungen vorgelegt. Dazu zählen u.a. Entlüftungen, Absaugungen, Luftreinigungsanlagen und CO2-Messgeräte für Innenräume wie Klassenzimmer oder Verkehrsmittel sowie der verstärkte Einsatz von N95- und FFP2-Masken. Diese Gegenmaßnahmen könnten kurzfristig helfen, vor allem im Winter die Corona-Pandemie besser einzudämmen bis Impfungen großflächig wirken werden. Sie könnten aber auch langfristig helfen, Infektionen wie die saisonale Grippe oder weitere Pandemien in Zukunft besser zu kontrollieren.

 

Darstellung der Größenverhältnisse von SARS-CoV-2 Viren (0,1 µm) bei Aerosolpartikelemissionen aus Nase und Mund. (Von links nach rechts: (A): Ruheatmung, (B): Sprechen, Singen und Schreien (Mund), (C): Noch größere Tröpfchen werden beim Niesen aus Nase und Mund ausgestoßen. Schwebende Viren sind in Speichel oder eingetrocknete Lungenflüssigkeit eingebettet, feuchtkaltes Klima und Dunkelheit verlängern ihre Aktivität. Partikel A können in ungelüfteten Räumen länger als einen Tag schweben, Partikel B mehrere Stunden. Die größten Partikel (C und zumeist noch größer) vom Niesen sinken in wenigen Sekunden zu Boden. Anders als Alltagsmasken schützen N95- und FFP2-Masken auch gegen Partikel A.)  Grafik: Hartmut Herrmann / Konstanze Kunze, TROPOS
Darstellung der Größenverhältnisse von SARS-CoV-2 Viren (0,1 µm) bei Aerosolpartikelemissionen aus Nase und Mund. (Von links nach rechts: (A): Ruheatmung, (B): Sprechen, Singen und Schreien (Mund), (C): Noch größere Tröpfchen werden beim Niesen aus Nase und Mund ausgestoßen. Schwebende Viren sind in Speichel oder eingetrocknete Lungenflüssigkeit eingebettet, feuchtkaltes Klima und Dunkelheit verlängern ihre Aktivität. Partikel A können in ungelüfteten Räumen länger als einen Tag schweben, Partikel B mehrere Stunden. Die größten Partikel (C und zumeist noch größer) vom Niesen sinken in wenigen Sekunden zu Boden. Anders als Alltagsmasken schützen N95- und FFP2-Masken auch gegen Partikel A.) Grafik: Hartmut Herrmann / Konstanze Kunze, TROPOS

Der Arbeitsausschuss Feinstäube vereint Expertinnen und Experten aus Ingenieurswissenschaften, Chemie, Physik, Biologie, Meteorologie und Medizin, die in den Fachgesellschaften ProcessNet (DECHEMA/ VDI-GVC), Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) organisiert sind. In seiner Herbstsitzung hat der Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF) die Rolle von Aerosolpartikeln bei der Ausbreitung der SARS-CoV2-Viren diskutiert und dazu eine Stellungnahme erarbeitet. Auf Basis Ihrer Expertise beschreiben die Autoren in der jetzt veröffentlichten Stellungnahme verschiedene Aerosoltypen hinsichtlich ihrer Entstehung, Reichweite, Verweilzeit in der Luft und leiten daraus Empfehlungen zum Schutz durch verschiedene Maßnahmen ab. Die Autoren unterstützen ausdrücklich die aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, schlagen aber vor, noch mehr zur Reduzierung von Viren in der Raumluft zu tun.

Der Arbeitsausschuss Feinstäube rät zur strikten Anwendung der Empfehlungen aufgrund des aktiven Aerosolausbreitungspfads: Masken (besonders der Einsatz von N95- und FFP2-Masken) sind hilfreich und notwendig, Lüften ist eine gute Sofortmaßnahme und geeignete Luftreiniger sollten angewendet werden.

Weiterhin kommt das Gremium zu dem Schluss, dass über die bereits getroffenen Maßnahmen hinaus mehr Augenmerk auf die Art des Lüftens gerichtet werden sollte: Besonders die kleinere Aerosolteilchen steigen mit der warmen Atemluft auf und verbreiten sich dann unterhalb der Raumdecke. Die Fachleute des Arbeitsausschusses empfehlen daher, bei Lüftungsanlagen darauf zu achten, dass die Frischluftzufuhr nicht von oben nach unten erfolgt, da dies zur Verwirbelung von Frisch- und Atemluft führt und Viren dann länger in der Raumluft schweben können. Dazu würden auch Deckenventilatoren beitragen, die in der momentanen COVID-19-Pandemie kontraproduktiv seien. Stattdessen sollte darauf geachtet werden, dass tatsächlich nach oben abgesaugt wird. In Flugzeugen oder im öffentlichen Nahverkehr könnte perspektivisch eine Umkehrung der Luftzu- und Abführung Abhilfe schaffen.

Das Expertengremium rät darüber hinaus dazu, kurzfristig Entlüftungen und Überkopfabsaugungen in vielen Bereichen zu installieren, besonders in Schulräumen oder in der Gastronomie. Die Beobachtung der CO2-Konzentration sei ein geeigneter Indikator dafür, wie gut die Belüftung wirkt. Auch für Kultureinrichtungen könnten sich durch Überwachung des CO2-Anteils und damit der Innenraumluft später Möglichkeiten für eine Normalisierung des Betriebs ergeben. In den Bundesländern sollten Mittel bereitgestellt werden, damit Entlüftungen, Absaugungen, Luftreinigungsanlagen und CO2-Messgeräte in den Schulklassen installiert werden können. Auf lokaler Ebene wäre es hilfreich, wenn Verwaltungsreglungen gelockert und Schulleitungen mehr Gestaltungsspielraum bekämen. Bei konsequenter Umsetzung der Maßnahmen könnten ca. 90 Prozent aller potenziell virenhaltiger Aerosole aus den Klassenzimmern entfernt werden.

„Wir sehen deutlich den damit verbundenen kurz- und mittelfristigen personellen und technischen Aufwand, sind aber überzeugt, dass die angemessene Berücksichtigung der Virusausbreitung über den Aerosolpfad zu einer kurzfristigen und auch nachhaltigen Eindämmung des jetzigen Infektionsgeschehens führen kann. Solche Investitionen wären auch für später von Vorteil, beispielsweise für die Luftqualität in den Klassenzimmern“, erklärt Prof. Hartmut Herrmann vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), der Vorsitzender des Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF) ist. Herrmann hatte zuvor bereits an Empfehlungen einer internationalen Gruppe von Aerosol-Forschenden mitgearbeitet (https://tinyurl.com/y4wuodkt) sowie über die VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) (https://www.vdi.de/fileadmin/pages/vdi_de/redakteure/themen/Corona/Dateien/Das_Corona-FAQ_VDI.pdf), die in die deutschen Empfehlungen eingeflossen sind. Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation WHO immer noch zu wenig darauf aufmerksam macht, für Fachleute steht längst außer Zweifel, dass Aerosole, also winzige Schwebteilchen in der Luft, stark zur Ausbreitung der SARS-CoV2-Viren beitragen. „Wir sind uns bewusst, dass die technische Umsetzung von effizienteren Lüftungsmaßnahmen vermutlich eine der anspruchsvollsten Maßnahmen in der momentanen Situation in Deutschland ist. Der Infektionsschutz vor virenbelasteten Aerosolpartikel in Innenräumen und Verkehrsmitteln durch verbesserte Lüftungstechnik ist aber gerade in den kalten Wintermonaten besonders wichtig, um Corona-Superspreader-Events zu vermeiden“, unterstreicht Prof. Peter Wiesen von der Bergischen Universität Wuppertal, der einer der Autoren der Stellungnahme ist.

Der Arbeitsausschuss sieht über die bereits getroffenen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hinaus die Chance, mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen zunächst kurzfristig, die COVID-19-Pandemie einzudämmen, bis ein Impfstoff wirklich breite Bevölkerungskreise erreicht hat. Außerdem  könnten mit diesen Maßnahmen in der Zukunft auch Infektionen wie die saisonale Grippe, die über den Luftpfad verbreitet werden, zurückgedrängt werden.

 

Vorstandsvorsitzende des Leipzig Science Network und Rektorin Prof. Schücking gratuliert iDiv zu weiterer Förderperiode

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat sich mit Erfolg um eine weitere Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beworben. Der Hauptausschuss der DFG beschloss am Dienstag, iDiv in der dritten Förderphase ohne Kürzung mit jährlich rund 11,5 Millionen Euro zu unterstützen. Das Finanzvolumen steigt damit im Vergleich zur zweiten Förderphase um 26 Prozent. Auch nach Auslaufen der DFG-Förderung, voraussichtlich 2024, soll iDiv von den Trägereinrichtungen sowie mit Unterstützung der drei Sitzländer und weiterer Geldgeber wie dem Bund als multipolares universitäres Zentrum der Biodiversitätsforschung mit mitteldeutscher Verankerung und globaler Ausstrahlung fortgeführt werden.

 

iDiv Neubau 2020, Foto: Stefan Bernhardt, iDiv
iDiv Neubau 2020, Foto: Stefan Bernhardt, iDiv

„Ich möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des iDiv zu dieser Förderung von Herzen gratulieren“, begrüßt Prof. Dr. Beate Schücking, den Beschluss. „Die länderübergreifende Kooperation mehrerer Universitäten und wissenschaftlicher Institute hat in knapp neun Jahren einen wichtigen Beitrag zum Verstehen komplexer Zusammenhänge und zur Entwicklung von Lösungen für die funktionelle Vielfalt des Lebens geleistet.“

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig erforscht seit seiner Gründung 2012 den weltweiten Wandel der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt. Knapp 300 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das DFG-Forschungszentrum – viele im 2020 fertiggestellten Neubau an der Alten Messe in Leipzig. Zusätzlich forschen über 100 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Netzwerkes an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig. 

Laut dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES sind bis zu einer Millionen Arten vom Aussterben bedroht. iDiv will diese tiefgreifende globale Krise erfassen, seine Konsequenzen erforschen und Wege aufzeigen, wie wir mit statt gegen die biologische Vielfalt wirtschaften können. Die Werkzeuge der Biodiversitätsforscher reichen dabei von Satelliten über Smartphone-Apps, DNA-Sequenzierer und Hochleistungsrechner bis hin zu Baukränen. In nur neun Jahren seit der iDiv-Gründung wurden Forschungsplattformen wie der Leipziger Auwaldkran oder das iDiv-Ecotron, aber auch virtuelle Daten-Plattformen aufgebaut und untereinander vernetzt – vorwiegend in Mitteldeutschland. Diese einmalige Infrastruktur unterstützt das Alleinstellungsmerkmal des Zentrums: Die Integration verschiedenster Disziplinen und Expertisen zur Beantwortung gesellschaftlich wichtiger Fragen. International hat sich das Forschungszentrum in derselben Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der speist sich unter anderem aus dem iDiv-internen Synthesezentrum sDiv. Für verschiedenste Projekte sind bislang über 1.000 Wissenschaftler aus 60 Ländern zum Standort Leipzig gereist, um wissenschaftliche Fragestellungen auf neuen Wegen zu beantworten. Auch eine Graduiertenschule mit knapp 80 Doktoranden, die in der neuen Förderphase um ein Programm für Postdoktoranden erweitert wird, trägt zum Renommee des Forschungszentrums bei. Im März haben internationale Gutachter im Auftrag der DFG die hohe Qualität der iDiv-Arbeit festgestellt und eine Empfehlung für die weitere Förderung ausgesprochen. Dieser folgte der DFG-Hauptausschuss und beschloss, die von iDiv beantragte Fördersumme ohne Kürzung zur Verfügung zu stellen. 

Damit erhält das DFG-Forschungszentrum einen weiteren Wachstumsschub und tritt gestärkt in die entscheidende dritte Förderphase ein. 2024 wird die Grundfinanzierung durch die DFG enden und ein neues Finanzierungsmodell in Kraft treten. Die Wissenschaftsminister der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen und die Wissenschaftsministerin Sachsens haben dafür mit der von ihnen im Juli 2019 unterzeichneten Absichtserklärung bereits die Weichen gestellt.

Tragende Institutionen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) sind und bleiben folgende Mitglieder des Leipzig Science Network (Universität Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)) und folgende Universitäten (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zudem sind mehrere Leibniz- und Max-Planck-Institute als Kooperationspartner beteiligt.

Alle an iDiv beteiligten Partner zeigten sich hocherfreut über die Entscheidung der DFG. Hier eine Auswahl an Stimmen:

Prof. Dr. Christian Wirth:
iDiv-Sprecher, Forschungsgruppenleiter der Universität Leipzig, Fellow des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie

„Die Entscheidung der DFG ist ein überwältigender Vertrauensbeweis. Wir werden die Fördermittel nutzen, um unsere Arbeit weiter zu intensivieren. Denn unser Planet verarmt zunehmend. Tag für Tag gehen unwiederbringlich Arten verloren. Wir arbeiten unter Zeitdruck an Strategien, wie wir die Biodiversität schützen und mit ihr wirtschaften können. Wir sind dankbar, dass wir für diese wichtige Aufgabe die volle Unterstützung der DFG haben sowie die unserer Partner in den drei mitteldeutschen Ländern.“

Prof. Dr. Tiffany M. Knight:
iDiv-Sprecherin, Forschungsgruppenleiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
„Das Feedback der Gutachter bestätigt unsere Bemühungen der vergangenen Jahre. Wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem Forscher mit unterschiedlichen Expertisen interagieren und sich gegenseitig inspirieren. Ich genieße die Möglichkeit, einerseits innerhalb eines großen Konsortiums von Kollegen in der Region zu arbeiten, und andererseits Biodiversitätswissen mit Kollegen aus der ganzen Welt zu synthetisieren. Ich bin dankbar, dass es uns die DFG ermöglicht, unsere Arbeit auch in den kommenden Jahren fortzusetzen.“

Prof. Dr. Walter Rosenthal: 
Vorsitzender des iDiv-Kuratoriums, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena

„Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat Halle, Jena und Leipzig zu Leuchtpunkten auf der Landkarte der Erforschung global drängender Zukunftsfragen gemacht. Die drei Universitäten, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und weitere außeruniversitäre Partner bündeln dafür mit großem Engagement ihre Kompetenzen, um Biodiversität in allen Facetten zu verstehen und dem dramatischen Verlust der Artenvielfalt dadurch entgegenwirken zu können. Ein internationales Gutachterpanel hat die international hoch anerkannte Spitzenforschung des Netzwerks einmal mehr bestätigt, die die Grundlage der Förderung ist. Die Universitäten Halle, Jena und Leipzig und das UFZ, die den Kern von iDiv bilden, haben wie die Länder bereits die Verstetigung des nationalen Kompetenzzentrums für Biodiversität nach Ende der Förderung durch die DFG über 2024 hinaus beschlossen.“

Prof. Dr. Armin Willingmann:
Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt

„Die fortgesetzte Förderung durch die DFG ist Beleg für die hohe Qualität der Forschung bei iDiv. Das Zentrum strahlt zudem stark auf die beteiligten Universitäten und Partnerinstitutionen aus. An der Uni Halle ist ein interdisziplinäres Netzwerk zur Biodiversitätsforschung gewachsen; zudem startet auch dort ab dem Wintersemester 2021 ein entsprechender Master-Studiengang. Dass die Erforschung der Artenvielfalt zunehmend zur eigenen Wissenschaftsdisziplin heranreift, ist mit einer wichtigen Botschaft verbunden: Wer die Umweltprobleme unserer Erde lösen möchte, kann mehr tun, als freitags ‚for future‘ zu demonstrieren; er oder sie kann zudem in Halle, Jena oder Leipzig bei weltweit führenden Köpfen studieren, um unsere Zukunft mitzugestalten. Um dieses Angebot noch attraktiver zu machen, unterstützt das Land Sachsen-Anhalt die entsprechende Schwerpunkt- und Profilbildung an der Universität Halle während der dritten Förderperiode zusätzlich mit insgesamt vier Millionen Euro.“

Wolfgang Tiefensee: 
Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

„Auch mitten in der Pandemie dürfen wir nicht vergessen, dass es weitere große Herausforderungen gibt, denen wir auch mit intensiver Forschung etwas entgegensetzen müssen. Das Artensterben ist so eine Herausforderung. Wir sind sehr stolz, dass sich das länderübergreifende Forschungszentrum iDiv so gut entwickelt hat und die DFG nach strenger Evaluierung auch eine dritte Förderperiode finanziert. Thüringen steht dazu, die aufgebauten Strukturen nach der letzten Förderperiode durch die DFG zu verstetigen. Der Thüringer Landesanteil dafür ist bereits in den Haushalt eingestellt.“

Sebastian Gemkow:
Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

„Der globale Wandel der Biodiversität stellt die Gesellschaft nicht nur regional, sondern auch weltweit vor große Herausforderungen. Seit 2012 hat sich iDiv zu einem international sichtbaren Leuchtturm der Biodiversitätsforschung entwickelt, dessen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Lösungen dieser drängenden Probleme arbeiten. Wie es auch die Gutachtenden als modellhaft hervorgehoben haben, sehe ich im Erfolg von iDiv einen Beleg dafür, wie es mit einer erfolgreichen Schwerpunktsetzung, einem starken Konsortium aus den drei Universitäten und außeruniversitären Partnern sowie einem klugen forschungspolitischen Interagieren gelingen kann, wichtige Beiträge zu dem Menschheitsthema Biodiversität zu leisten. Mit dem Neubau des Forschungsgebäudes und des Forschungsgewächshauses am zentralen Standort von iDiv in Leipzig hat der Freistaat Sachsen viel Geld gut investiert. Das klare Votum der Gutachtenden und die heutige Entscheidung der DFG für eine Weiterförderung von iDiv für eine abschließende Förderphase als DFG-Forschungszentrum, über die ich mich sehr freue, sind für uns Bestätigung und Ansporn, iDiv nachhaltig zu sichern und in seiner Entwicklung zu unterstützen.“

iDiv scientists investigate global diversity change; Copyright: Stefan Bernhardt, iDiv
iDiv scientists investigate global diversity change; Copyright: Stefan Bernhardt, iDiv
iDiv-Ecotron, Copyright: Stefan Bernhardt, iDiv
iDiv-Ecotron, Copyright: Stefan Bernhardt, iDiv

 

Auch in diesem Jahr hat die Universität Leipzig – diesmal gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften Leipzig – den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands eingeworben: Der Experte für Künstliche Intelligenz (KI), Prof. Dr. Sayan Mukherjee, wird neuer Alexander von Humboldt-Professor 2022. Der Mathematiker, Statistiker und Informatiker hat unter anderem auf dem noch jungen Gebiet der Topologischen Datenanalyse entscheidende Arbeiten vorgelegt, durch die Bildgebungsverfahren verbessert werden können. In Leipzig soll Mukherjees Expertise in der Auswertung biologischer Daten neue Wege in der Präzisionsmedizin eröffnen.

 

Prof. Dr. Sayan Mukherjee, Copyright: Bradley Keith
Prof. Dr. Sayan Mukherjee, Copyright: Bradley Keith

Vorstandsvorsitzende Leipzig Science Network und Rektorin der Universität Leipzig Prof. Beate Schücking: "Ich freue mich sehr, dass die Universität Leipzig erneut erfolgreich eine Alexander von Humboldt-Professur einwerben konnte – diesmal gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. Professor Sayan Mukherjee ist ein gefragter Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, speziell der topologischen Datenanalyse. Hochinteressant finde ich seine Schnittstelle zur Medizin. Mit seinen Forschungsergebnissen können konkretere Aussagen zur Entwicklung bestimmter Krankheiten getroffen werden“

Eine menschliche DNA besteht aus drei Milliarden Basenpaaren, die zum Teil in Gruppen und Kombinationen an der Entstehung von verschiedenen Krankheiten beteiligt sein können. Zugleich können Geschlecht, Alter, Herzschlag, Blutdruck und Gewicht in Zusammenhang mit der gesundheitlichen Verfassung einer Person gebracht werden. Um multidimensionale Daten wie diese zu beschreiben, auszuwerten und zum Beispiel Hypothesen über kausale Verknüpfungen aufstellen und überprüfen zu können, braucht es innovative statistische Rechenverfahren. Sayan Mukherjee hat herausragende Beiträge zur mathematischen Weiterentwicklung von statistischen Auswertungsmethoden von mehrdimensionalen Daten entwickelt, die vielseitig in der Informatik, Bildgebung und interdisziplinär insbesondere im Bereich der Computational Biology mit dem Ziel des medizinischen Fortschritts angewendet werden. 

Neue Auswertungsmethode des menschlichen Genoms bringt internationales Renommee

So war Mukherjee an der Entwicklung der Gene Set Enrichment Analysis (GSEA) beteiligt, einer statistischen Auswertungsmethode des menschlichen Genoms, bei der die biologische Funktion von ganzen Gengruppen und ihre mögliche Rolle bei der Entstehung von Krebsarten bestimmt wird. Mit dieser Arbeit hat er sich international einen Namen gemacht. Sein Spezialgebiet ist die Topologische Datenanalyse, bei der hochdimensionale Daten visualisiert werden und von der geometrischen Darstellung auf einzelne Datensätze geschlossen werden kann. Mukherjees Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet haben zur Verbesserung von medizinischen Bildgebungsverfahren geführt. Ferner konnte er die statistische Fehlerkontrolle für lernende Algorithmen auf dem Gebiet der KI verbessern.

Grundlagenforschung im Kampf gegen Krankheiten

In Leipzig wird Prof. Dr. Sayan Mukherjee seine mathematisch-statistische Grundlagenforschung am Center for Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence der Universität Leipzig und am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften fortsetzen. Er wird zugleich Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Bioinformatik (IZBI) der Universität Leipzig. Seine Grundlagenforschung zur Datenanalyse und ihrer Darstellung soll im Kampf gegen bestimmte Krankheiten in der Präzisionsmedizin neue Erkenntnisse bringen. 

Prof. Dr. Sayan Mukherjee wurde für die Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Verhandlungen mit der Universität Leipzig und dem Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, die ihn gemeinsam für den Preis nominiert haben. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis 2022 verliehen.

Zur Person
Prof. Dr. Sayan Mukherjee, geboren in Indien, erhielt seine akademische Ausbildung in den USA. 2001 wurde er am MIT, Cambridge, USA, promoviert und blieb zunächst mit einem Sloan Postdoctoral Fellowship dort und am nahegelegenen Broad Institute. Seit 2004 ist er an der Duke University, Durham, USA tätig; seit 2015 als Full Professor. Hierbei war er als Professor für Mathematik, Angewandte Statistik und Informatik durchgängig an mehreren Departments assoziiert. 2011 verbrachte er ein Jahr als Gastwissenschaftler in Chicago. 2008 erhielt er einen Young Researcher Award von der International Indian Statistical Association, seit 2018 ist er Fellow des Institute of Mathematical Statistics. Er ist zudem Mitglied verschiedener internationaler Fachgesellschaften.

Humboldt-Professuren für Leipzig
An der Universität Leipzig forschen beziehungsweise forschten bislang vier Humboldt-Professoren: Prof. Dr. Jens Meiler, Prof. Dr. Oskar Hallatschek, Prof. Dr. James Conant sowie Prof. Dr. Gregory Ralph Crane.

 

Über die Alexander von Humboldt-Professur
Die Humboldt-Professur ist der international höchst angesehene und auch in Deutschland höchstdotierte Preis, der sich an Forschende aus dem Ausland richtet. Er wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.

Auch in diesem Jahr ist es der Universität Leipzig gelungen, den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands einzuwerben: Prof. Dr. Oskar Hallatschek von der University of California, Berkeley (USA), kann nun als Alexander von Humboldt-Professor an die Universität berufen werden. Der 44-Jährige zählt zu den weltweit renommiertesten Forschern an der Schnittstelle zwischen Physik und Biologie. Er analysiert Phänomene kollektiver Selbstorganisation in biologischen Systemen, die sich aus dem Zusammenspiel von ökologischen und evolutionären Effekten ergeben. Hallatschek untersucht den Einfluss der räumlichen Struktur auf biologische Prozesse etwa bei der evolutionären Anpassung, der zufällig genetischen Drift oder der Ausbreitung von Epidemien, wie der aktuellen COVID-19-Pandemie.

Prof. Dr. Oskar Hallatschek analysiert Phänomene kollektiver Selbstorganisation in biologischen Systemen. Foto: Erik Martens

"Wir schreiben die Erfolgsgeschichte unserer Universität fort: Ich freue mich sehr, dass es uns erneut gelungen ist, eine Alexander von Humboldt-Professur einzuwerben und Oskar Hallatschek für uns zu gewinnen. Er wird die Verbindung zwischen den Biowissenschaften und der Medizin mit der Physik und der Mathematik in und um Leipzig stärken. Zusammen mit unseren Partnern entwickeln wir uns so zu einem international und interdisziplinär sichtbaren Zentrum für quantitative öko-evolutionäre Forschung“, sagt Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig. „Oskar Hallatschek nimmt sowohl eine mathematisch-physikalische Perspektive auf Ökologie und Evolution auf als auch eine evolutionäre Perspektive auf die biologische Physik. Seine Forschung greift aber auch medizinische Fragen zu HIV, Krebs und zur Entwicklung von Medikamentenresistenzen auf“, sagt Prof. Dr. Christoph Jacobi, Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, die Hallatscheks Gastfakultät würde. Seine Forschung bilde eine substantielle Schnittstelle zu wichtigen benachbarten Fakultäten und lokalen Institutionen, wie dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sowie mit den Max-Planck-Instituten für Mathematik in den Naturwissenschaften, für evolutionäre Anthropologie und für Menschheitsgeschichte.

Welchen Einfluss hat der Zufall auf Ausbreitungsprozesse?
Oskar Hallatschek überwindet die traditionellen Grenzen zwischen den Disziplinen sowie zwischen Theorie und Experiment. Seine theoretischen Forschungsmethoden wurzeln in der statistischen Physik weicher Matterie, seine experimentelle Forschung zielt in erster Linie auf mikrobielle Systeme ab. Dabei analysiert er Phänomene kollektiver Selbstorganisation, die bei der Bildung und Evolution mikrobieller Ökosysteme bis hin zur der Verbreitung evolutionärer Fortschritte eine wichtige Rolle spielen. Oftmals werden diese Phänomene stark von Zufallseffekten beeinträchtigt, die Hallatschek mithilfe von theoretischen Modellen, Computersimulationen und Evolutionsexperimenten versucht zu verstehen. Dies bietet zahlreiche Anwendungen von der Steuerung mikrobieller Biofilme bis hin zur Vorhersage der Ausbreitung von Epidemien. Aktuell untersucht Prof. Hallatschek im Rahmen der COVID-19-Pandemie, wie die zeitlichen Ausbreitungsverläufe von Ort zu Ort variieren.

Der gebürtige Kaufbeurer studierte Physik an der Universität Heidelberg und der ETH Zürich. Er wurde an der Freien Universität Berlin promoviert und ging dann als Post-Doc an die Harvard University nach Cambridge, USA. Anschließend leitete er eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, bevor er als Assistenzprofessor an die University of California, Berkeley in die USA zurückging.

Vier Humboldt-Professuren für Leipzig
Aktuell forschen und lehren drei Humboldt-Professoren an der Universität Leipzig, neben dem Chemiker Prof. Dr. Jens Meiler auch der Philosoph Prof. Dr. James Conant sowie der Altphilologe und Informatiker Prof. Dr. Gregory Ralph Crane.

Über die Alexander von Humboldt-Professur
Der international höchst angesehene Preis für Forschung in Deutschland wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.

Der Universität Leipzig ist es erneut gelungen, eine Alexander von Humboldt-Professur einzuwerben. Der Alumnus und Chemiker Prof. Dr. Jens Meiler von der Vanderbilt University (USA) kann nun an die Alma mater Lipsiensis berufen werden. Der 44-Jährige zählt zu den weltweit renommiertesten Forschern zur computer-gestützten Wirkstoffentwicklung. Die Alexander von Humboldt-Professur ist der höchstdotierte Forschungspreis Deutschlands.
Prof. Dr. Jens Meiler Foto: Steve Greene

„Ich freue mich sehr, dass die langjährige Forschungspartnerschaft zwischen der Universität Leipzig und der Vanderbilt University nun in der Humboldt-Professur von Jens Meiler mündet. Dadurch bekommt der bisher schon sehr erfolgreiche Forschungsbereich von Frau Professor Beck-Sickinger zur Untersuchung molekularer Mechanismen noch einmal neue Perspektiven. Zugleich wird unser Studiengang Pharmazie an der Medizinischen Fakultät erheblich gestärkt“, sagt die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking.

Die Universität strebt damit auch eine Verstärkung ihres Forschungsprofilbereichs „Molekulare und zelluläre Kommunikation“ an. Hierfür will man mit Prof. Dr. Jens Meiler einen renommierten, derzeit an der Vanderbilt University in den USA mit innovativen Modeling-Verfahren arbeitenden Forscher für den Standort und den Studiengang „Pharmazie“ gewinnen. An ihn ist ein Ruf der Universität Leipzig ergangen. Mit der soeben bekannt gewordenen Verleihung der äußerst prestigereichen Alexander von Humboldt-Professur, kann Leipzig ein hochattraktives Umfeld für Jens Meiler bieten. Ziel ist es, einen herausragenden Wissenschaftler von einer amerikanischen Spitzenuniversität an unsere Universität zu holen. "Es wäre zudem die erste Berufung einer Professur für Pharmazeutische Chemie innerhalb einer Medizinischen Fakultät in Deutschland", sagt Prof. Dr. Christoph Josten, Dekan der Medizinischen Fakultät.

Meiler studierte Chemie an der Universität Leipzig, promovierte an der Universität Frankfurt und wechselte dann als Postdoc an die University of Washington. Seit 2005 ist er Professor für Chemie, Pharmakologie und Biomedizinische Informatik an der Vanderbilt University. Im Jahr 2016 war Prof. Meiler als Gastwissenschaftler an der Universität Leipzig tätig und forschte zusammen mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen zum Thema peptidhormongesteuerte Rezeptoren. Diesen Rezeptoren gilt Jens Meilers Forschungsinteresse, denn sie bilden attraktive Ansatzpunkte für Medikamente. Die Rezeptoren befinden sich an der Zelloberfläche und sind wichtig für die Kommunikation der Zelle mit ihrer Umgebung. Ein detailliertes Verständnis des Aufbaus dieser Rezeptoren helfe bei der Entwicklung neuer Medikamente mit weniger Nebenwirkungen – etwa für Krebs- oder Alzheimerpatienten. So könnten künftig Medikamente so zusammengesetzt werden, dass ihre Wirkstoffe die Zelle von außen beeinflussen und nicht in diese eindringen müssen. Meiler entwickelt Algorithmen, die solche Rezeptoren im Computer simulieren und so die Entwicklung von Wirkstoffen ermöglichen.

Aktuell forschen und lehren zwei Humboldt-Professoren an der Universität Leipzig: Neben dem Philosophen Prof. Dr. James Conant auch der Altphilologe und Informatiker Prof. Dr. Gregory Ralph Crane.

Alexander von Humboldt-Professur
Der international höchst angesehene Preis für Forschung in Deutschland wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.

In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten und bis Ende 2023 laufenden Vorhaben erforschen Leipziger Wissenschaftler die Potentiale von Rest- und Abfallstoffen in Westafrika und unterstützen beim Aufbau eines Forschungsbiogaslabors sowie bei der Produktion von Pyrolysekochern für ländliche Regionen. Ziel ist es, langfristiges Know-how und wissenschaftliche Kapazitäten zum Thema Klimawandel und dessen Auswirkung auf die Landnutzung im westafrikanischen Togo aufzubauen. Um die selbständige und nachhaltige Nutzung der errichteten Infrastruktur zu gewährleisten, werden togolesische Wissenschaftler sowohl an der Universität Lomé wie am DBFZ in Leipzig geschult.

 

Im Rahmen der Afrika-Strategie der Bundesregierung wurde bereits im Jahr 2012 das gemeinsame Forschungszentrum „West African Science Service Center on Climate Change and Adapted Land Use“ (WASCAL) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Mit den Ländern Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Kap Verde, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo sind heute insgesamt elf afrikanische Länder mit unterschiedlichen Schwerpunkten in das Forschungsnetzwerk integriert. Während jedes Land regional angepasste Forschungsschwerpunkte zu verschiedenen Aspekten des Klimawandels (Biodiversität, Wasser, Landnutzung, zivile Sicherheit oder Landwirtschaft) verfolgt, spielt in Togo insbesondere Bioenergie eine tragende Rolle.

Im mit 3,2 Millionen Euro bislang größten Auslandsprojekt des DBFZ soll durch den Aufbau von Forschungsinfrastruktur und den Wissenstransfer zur bioenergetischen Nutzung von biogenen organischen Reststoffen ein signifikanter Beitrag gegen den Klimawandel geleistet und zugleich die Abholzung in der Zielregion Togo reduziert werden. Entsprechend dieser Ausgangslage verfolgen die Leipziger Wissenschaftler das Ziel, alternative und regenerative Energiequellen für den ländlichen Raum zu bewerten und die Basis für eine erfolgreiche Implementierung zu schaffen. Im ersten Schritt sollen daher Biomassepotentiale quantifiziert, Technologien hinsichtlich ihrer Eignung untersucht und im Falle der Biogasanwendung eine Forschungsstruktur geschaffen werden, die notwendig ist, um eine nachhaltige Implementierung von Technologien zu ermöglichen.

Welchen Systembeitrag Biomasse in Togo schlussendlich leisten kann, hängt in hohem Maße von der Verfügbarkeit und Mobilisierbarkeit der vorhandenen Ressourcenbasis ab. Die Maßnahmen im Vorhaben zielen daher auf eine umfangreiche systemische Bewertung hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen ab, die eintreten würden, falls die im Projekt betrachteten Technologien umfänglich in Togo etabliert werden. Mit einem neu zu errichtenden Forschungslabor soll der Projektpartner, die Universität Lomé, in die Lage versetzt werden, die wesentlichsten landwirtschaftlichen Reststoffe des Landes hinsichtlich der Eignung zur Biogasproduktion eigenständig zu testen. Die Errichtung und Inbetriebnahme ist für das Jahr 2021 geplant, könnte sich jedoch durch die globalen Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verschieben. Zusätzlich ist ein umfangreicher Wissenstransfer zu Biogaslabormethoden vorgesehen. Togolesische Mitarbeiter der Universität in Lomé werden hierfür im Biogaslabor des DBFZ in Leipzig geschult.

Um dem Land vielversprechende Alternativen zur Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe aufzuzeigen, die wesentlich dazu beitragen können, die hohe Abholzungsrate im Land zu stoppen, sieht ein weiteres Teilarbeitspaket die Produktion von Pyrolyse-Kochern vor. Als Wärmequelle zum Kochen oder Grillen dient das Holzgas, welches sich während der Verkohlung bildet. Die Kohle kann nach dem Vergasungsprozess als Brennstoff weiterverwendet oder als Pflanzenkohle in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Durch die Verringerung von Emissionen, im Vergleich zur klassischen Feuerung, kann der Einsatz der Pyrolysekocher ebenso die Gesundheitsbelastung während des Kochens verringern. Weitere Informationen unter: www.dbfz.de/labtogo


Die Delegation von WASCAL besuchte im März 2019 die Forschungsbiogasanlage des DBFZ in Leipzig (Foto: DBFZ)

 

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de

 

Eine Prognose von Leipziger Mathematikern gilt unter der Bedingung, dass sich das Sozialverhalten nicht ändert

8. APRIL 2020

In Deutschland geht die Entwicklung eindeutig in die richtige Richtung: Wenn sich der aktuelle Trend sinkender Neuinfektionen fortsetzt, ist in Deutschland – Stand 6. April – mit insgesamt etwa 120.000 bis 160.000 bestätigten Corona-Fällen zu rechnen. Das ergibt eine statistische Analyse von Hoang Duc Luu und Jürgen Jost, die am Leipziger Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften forschen. Die Prognose gilt nur unter der Bedingung, dass sich die Epidemie nicht wieder schneller ausbreitet. Das ist nur zu erwarten, wenn die strikten Einschränkungen in der Wirtschaft sowie im sozialen Leben solange in Kraft bleiben, bis die Infektionszahlen nicht weiterwachsen. Die Leipziger Mathematiker erstellen auch für alle anderen Länder, für die ihnen Infektionszahlen zur Verfügung stehen, tagesaktuelle Vorhersagen. Keine belastbaren Aussagen ermöglicht ihre Analyse, wann das Ende der Epidemie erreicht wird.

Hoffnungsvoller Trend: Die Entwicklung der Wachstumsrate der Infektionszahlen abhängig von der Gesamtzahl der bestätigten Infektionen zeigt, dass sich die Epidemie abschwächt (rote Punkte - gemeldete Daten; blaue Gerade - Interpolation). Um den Rückgang deutlicher zu machen, sind beide Größen logarithmisch aufgetragen. Die Sprünge vom extrem alarmierenden (rote gestrichelte Linie) über das sehr alarmierende (orange gestrichelte Linie) und alarmierende (gelbe gestrichelte Linie) zum leicht zurückgehenden Niveau sind auf die schrittweisen Einschränkungen des sozialen Lebens am 8. 16. Und 22. März zurückzuführen. Eine Extrapolation des Wachstumstrends ergibt eine Gesamtzahl von etwa 120.000 bis 160.000 Infektion am Ende der Epidemie.

© MPI für Mathematik in den Naturwissenschaften

Hoffnungsvoller Trend: Die Entwicklung der Wachstumsrate der Infektionszahlen abhängig von der Gesamtzahl der bestätigten Infektionen zeigt, dass sich die Epidemie abschwächt (rote Punkte - gemeldete Daten; blaue Gerade - Interpolation). Um den Rückgang deutlicher zu machen, sind beide Größen logarithmisch aufgetragen. Die Sprünge vom extrem alarmierenden (rote gestrichelte Linie) über das sehr alarmierende (orange gestrichelte Linie) und alarmierende (gelbe gestrichelte Linie) zum leicht zurückgehenden Niveau sind auf die schrittweisen Einschränkungen des sozialen Lebens am 8. 16. Und 22. März zurückzuführen. Eine Extrapolation des Wachstumstrends ergibt eine Gesamtzahl von etwa 120.000 bis 160.000 Infektion am Ende der Epidemie.

Nackte Zahlen sagen selten die ganze Wahrheit. So gibt es in Frankreich bis dato nur unwesentlich mehr bestätigte Corona-Fälle als in Deutschland. Dass die Lage in unserem Nachbarland dennoch ungleich dramatischer ist, zeigt die Anzahl der Todesfälle durch Covid-19. Sie liegt dort mehr als fünfmal so hoch wie hierzulande. Gerade anhand der Daten bestätigter Infektionen lässt sich also nicht auf das ganze Ausmaß der Corona-Krise in den verschiedenen Ländern schließen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in den verschiedenen Ländern unterschiedlich häufig auf die Infektion getestet wird. In Deutschland etwa ließen Ärzte vergleichsweise oft Proben von Verdachtsfällen auf das Coronavirus hin analysieren. Hierzulande führt Statistik also relativ viele Patienten mit allenfalls leichten Symptomen auf. Vergleiche mit anderen Ländern sind daher schwierig.

Ein Blog zur Statistik der Corona-Pandemie

„Wir haben die Daten aus den verschiedenen Ländern auf statistische Trends hin analysiert“, sagt Jürgen Jost, Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. „So können wir die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern unabhängig von den absoluten Zahlen vergleichen.“ Die Ergebnisse der Analysen veröffentlichen Jürgen Jost und sein Mitarbeiter Hoang Duc Luu in täglich aktualisierter Form auf der Webseite ihres Instituts.

Eine entscheidende Größe in der Analyse der beiden Forscher ist die Wachstumsrate der bestätigten Infektionen. Generell liegt sie am Anfang einer Epidemie sehr hoch – auch wenn die absoluten Zahlen dann noch niedrig sind –, schwächt sich dann ab und geht schließlich gegen Null, wenn die Epidemie mehr oder weniger unter Kontrolle ist. Dabei entsprechen gleiche Werte täglicher Neuinfektionen zu verschiedenen Zeitpunkten der Epidemie unterschiedlichen Wachstumsraten, weil sich diese auf die Gesamtzahl der Infektionen beziehen. Ein Beispiel: In Deutschland gab es am 26. März und am 1. April jeweils etwa 6000 Neuinfektionen. Die Wachstumsrate war am 1. April aber schon deutlich gesunken, weil die Gesamtzahl der Infektionen inzwischen deutlich gestiegen war.

Eine deutliche Bremswirkung der Kontaktsperre vom 22. März

In der Entwicklung der Wachstumsrate erkennen Hoang Duc Luu und Jürgen Jost für Deutschland bereits um 20. März einen deutlichen Sprung nach unten – darin zeigte sich der Effekt der ersten Beschränkungen im öffentlichen Leben um den 8. März. Etwa eine Woche später registrieren sie dann erneut einen deutlichen Rückgang der Wachstumsrate, diesmal infolge der Einschnitte wie der Schließungen etwa von Schulen und Kindergärten sowie vieler Geschäfte und öffentlicher Einrichtungen um den 16. März. Und in diesen Tagen zeichnet sich bereits die deutliche Bremswirkung der Kontaktsperre vom 22. März ab.

Was die Wirkung der Einschränkungen für die Wirtschaft und für das öffentliche Leben angeht, kommen die Leipziger Forscher somit zum gleichen Ergebnis wie ein Team um Viola Priesemann am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Das Modell der Göttinger Forscher bestätigt ebenfalls, dass sich die Corona-Infektion in Deutschland inzwischen deutlich langsamer ausbreitet und wir die Epidemie in den Griff bekommen können, wenn wir uns noch eine Weile an die aktuellen Regeln für das soziale Miteinander halten.

Prognosen für die Gesamtzahl der Corona-Infektionen und der Todesfälle

Die Analyse der Leipziger Mathematiker ergibt zudem, dass die Ausbreitung der Infektion bei rund 120.000 bis 160.000 bestätigten Covid-19-Fällen (Stand 7. April) zum Erliegen kommen könnte. Die Zahl der möglichen Todesfälle bis zum Ende der Epidemie in Deutschland schätzen die Forscher derzeit auf etwa 4000 bis 5000 – unter der Voraussetzung, dass die Sterblichkeitsrate weiterhin so niedrig bleiben sollte wie bislang. In Italien rechnen sie mit 145.000 bis 168.000 Infizierten. Die Zahl der Todesopfer dürfte dort auf um die 20.000 steigen. Eine ähnliche Bilanz prognostizieren die Mathematiker für Spanien. „Für Frankreich sind die statistischen Schwankungen derzeit so groß, dass wir keine zuverlässige Prognose über die insgesamt zu erwartenden Fallzahlen abgeben können“, sagt Jürgen Jost.

Auch die weltweite Entwicklung haben Hoang Duc Luu und Jürgen Jost analysiert, wobei sie China außen vorgelassen haben, da die Epidemie dort zumindest den offiziellen Angaben zufolge bereits beendet ist. Im Rest der Welt ist nun aber noch mit knapp 1,9 Millionen, maximal mit 2,1 Millionen Infizierten und mehr als 170.000 Todesopfern zu rechnen.

Den ausgesprochen diffizilen Prognosen der Sterblichkeit durch die Covid-19-Erkrankung widmen die Leipziger Mathematiker in einem speziellen Bericht besondere Aufmerksamkeit. „Wir sehen den beunruhigenden globalen Trend, dass praktisch überall die Sterblichkeitsrate ansteigt“, sagt Jürgen Jost. „Das halten wir für eine sehr wichtige statistische Beobachtung.“ Er und sein Mitarbeiter haben in ihrem Blog daher einen eigenen Beitrag dazu veröffentlicht. Der Anstieg der Sterblichkeit liege demnach nicht nur an der Zeitverzögerung zwischen Ansteckung und Tod, sondern habe auch vielfältige andere Gründe, von der Überlastung der Gesundheitssysteme in einigen Ländern bis zu einer verzögerten Ausbreitung in höhere Altersgruppen, was etwa für Deutschland gelten könnte. „Die tatsächlichen Todeszahlen können also möglicherweise erheblich höher liegen als unsere auf der derzeit beobachteten Sterblichkeitsrate beruhenden Prognosen“, so Jost. 

Soziale Beschränkungen dürfen nicht zu früh gelockert werden

Ihre Prognosen haben die Forscher unter der Voraussetzung berechnet, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus nicht wieder deutlich beschleunigt, wenn die Beschränkungen sozialer Kontakte zu früh gelockert werden. Und ihre Rechnung setzt auch voraus, dass die Länder ihre Testpraxis nicht verändern. Genau das wird jedoch als eine Maßnahme diskutiert, um in der Wirtschaft sowie im sozialen und kulturellen Leben wieder mehr Normalität zu ermöglichen. Mit häufigeren Tests würde jedoch zwangsläufig auch die Gesamtzahl der bestätigten Corona-Infektionen wachsen.

Selbst für unveränderte Randbedingungen können die Forscher allerdings nicht belastbar vorhersagen, wann die Anzahl der Covid-19 stagnieren wird. „Wir können keine verlässlichen Schätzungen abgeben, wann die Epidemien in den einzelnen Ländern enden werden“, sagt Jürgen Jost. „Vermutlich werden sie so schnell überhaupt nicht enden, da man wohl nicht alle Fälle erfassen kann.“ Allerdings gehen die Leipziger Forscher davon aus, dass die Infektionszahlen nur noch sehr langsam steigen werden, wenn sich die Kurve der maximalen Zahl der Infizierten nähert. „Der von uns statistisch festgestellte Trend deutet darauf hin, dass sich die Epidemie so weit abschwächen lässt, dass die Neuinfektionen und die Anzahl der Erkrankten so gering bleiben, dass unser Gesundheitssystem damit umgehen kann.“

Freistaat fördert Forschungsprojekt.

Die Universitätsmedizin Leipzig untersucht in einer Studie 300 Erwachsene mit einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion. Der Freistaat Sachsen unterstützt das Projekt mit gut einer halben Million Euro bis zum Jahresende 2021.

 

Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Eidemiologie, Foto: UKE/Ronald Frommann
Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Eidemiologie, Foto: UKE/Ronald Frommann
 

Long-COVID ist zu einem geläufigen Oberbegriff geworden, unter dem sich eine Reihe von Langzeitfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zusammenfassen lassen. Dazu zählen Symptome wie ständige Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder neurologische Ausfälle wie Geschmacks- und Geruchsverlust. Besonders besorgniserregend sind anhaltende Minderungen der Gedächtnisleistung, Schädigungen des Herzmuskels und eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Der Freistaat Sachsen unterstützt jetzt mit gut einer halben Million Euro ein bis zum Jahresende 2021 laufendes Forschungsvorhaben der Universitätsmedizin Leipzig, bei dem 300 Probandinnen und Probanden mit einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion epidemiologisch untersucht werden.

Was diese Studie von ähnlichen Forschungsvorhaben deutlich abhebt, ist der Vorteil, dass Probandinnen und Probanden aus der LIFE-ADULT-Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen teilnehmen, von denen bereits Gesundheitsdaten aus der Zeit vor ihrer COVID-Erkrankung vorliegen. Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig und Leiter des Projekts sagt: "Wir wollen mit unserem Projekt die Langzeitfolgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 erforschen und verstehen. Es gilt vor allem herauszufinden, wie lange die Beeinträchtigungen anhalten und welche Faktoren den Verlauf beeinflussen."

 

Mit Mathe gegen Corona: HTWK-Arbeitsgruppe entwickelt neue Simulationsmodelle zur konkreten Virusbelastung pro Person in verschiedenen Innenräumen

Wir leben inzwischen ein Jahr mit der COVID-19-Pandemie – und wissen: Viren verbreiten sich vor allem auch durch Aerosole, also kleinste Schwebeteilchen, die durch Atmen, Lachen oder Reden in die Luft gelangen. Dort bleiben sie noch eine Zeitlang und verteilen sich. Daher bilden sie eine Ansteckungsgefahr in Räumen, in denen sich mehrere Personen aufhalten, selbst wenn diese den geforderten Mindestabstand einhalten. Besonders kritisch ist das dort, wo viele Menschen zusammenkommen – in Schulen, Hörsälen und Seminarräumen zum Beispiel. Das tatsächliche Infektionsrisiko im konkreten Einzelfall – also unter Beachtung von Faktoren wie Raumvolumen, Abstand, Personenanzahl – ist jedoch schwierig abzuschätzen.

 

HTWK-Seminarraum, der der Simulation zugrunde liegt. (Foto: Anika Schreyer/HTWK Leipzig)
HTWK-Seminarraum, der der Simulation zugrunde liegt. (Foto: Anika Schreyer/HTWK Leipzig)

Eine Arbeitsgruppe der Fakultät Ingenieurwissenschaften der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) hat deshalb ein genaues Modell zur Viruskonzentration durch Luftströmungen im Raum entwickelt. Es simuliert die durch Atmung bedingte Virusbelastung in geschlossenen Räumen mit Hilfe strömungsmechanischer Modelle – und zwar für jede einzelne Person im Raum. Die Gruppe um Stephan Schönfelder, Professor für die Simulation energetischer und technischer Systeme, hat verschiedene Szenarien am Beispiel eines Seminarraums der Hochschule simuliert: jeweils mit bzw. ohne Belüftung durch Fenster sowie mit und ohne sprechende Lehrperson mit der Annahme, dass diese infiziert ist. „Wir wollen mit neuen Berechnungsansätzen zur luftströmungsbasierten Viruskonzentration das Infektionsrisiko jeder Einzelperson in Innenräumen besser verstehen und so einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. Unsere langjährige Erfahrung in Strömungs-simulationen zur Raumluftqualität in Innenräumen war die Basis, um die Modelle auf die Berechnung von Viruskonzentrationen anzupassen“, sagt Schönfelder.

Berechnungsgrundlagen können variiert werden

Den ersten Modellen für einen Seminarraum liegen folgende Annahmen zugrunde, die variiert werden können: Die Lehrperson ist Infektionsquelle und steht vorn, der Abstand zur ersten Bank beträgt 1,5 Meter, der Raum ist 80 Quadratmeter groß bei drei Metern Deckenhöhe, und die Personenanzahl ist festgelegt – 16 Personen ohne Mund-Nasen-Schutz befinden sich in dem Raum, jeweils mindestens im Abstand der geforderten 1,5 Meter. Die Annahme über die Partikelanzahl der Aerosole (basierend auf aktueller Literatur):  Weniger als 500 Partikel bergen ein niedriges Ansteckungsrisiko, ab mehr als 500 Partikeln ist das Ansteckungsrisiko hoch, das bedeutet, eine Infektion ist wahrscheinlich. Anhand dieser Faktoren können konkrete Viruskonzentrationen über eine bestimmte Zeit berechnet werden. In der Simulation wurden 90 Minuten Aufenthalt zugrunde gelegt – die Dauer eines Seminars. In der Anwendung bedeutet das: Wenn bekannt ist, welche Viruskonzentration kritisch ist, können maximale Kontakt- bzw. Aufenthaltszeiten in Innenräumen verschiedener Art genau bestimmt werden.

 

Bestuhlung des Raumes vor Corona. (Foto: Swen Reichhold/HTWK Leipzig)
Bestuhlung des Raumes vor Corona. (Foto: Swen Reichhold/HTWK Leipzig)

Die Ergebnisse der HTWK-Simulation für den geschilderten und auf dieser Basis berechneten Fall: Wenn der Raum gelüftet wird und eine infizierte Lehrperson darin spricht, kann rund 40 Minuten unterrichtet werden, bevor erstmals eine hohe Ansteckungsgefahr für jemanden besteht.  Bei Belüftung, aber ohne Sprechen –  z.B. in einer schriftlichen Prüfung – besteht erst nach ca. 75 Minuten ein hohes Risiko. OhneBelüftung und mit Sprechen tritt das hohe Risiko für die erste Person bereits nach rund 30 Minuten ein, und ohne Lüftung und ohne Sprechen nach 50 Minuten. Betrachtet man aber alle Personen im Raum, zeigt sich ohne Lüftung nach einer Stunde ein hohes Infektionsrisiko für alle, während mit Lüftung nach der gleichen Zeit nur sechs Personen betroffen sind (40 Prozent). In der Prüfungssituation (Annahme: niemand spricht) besteht nach 90 Minuten ohne Lüftung für zwölf von 15 Studierenden zumindest eine hohe Infektionsgefahr, mit Lüftung nur für drei von 15. Interessant ist auch, dass aufgrund der hier besonderen räumlichen Strömungsgegebenheiten ohne Lüftung sich nicht die Person ansteckt, die der Infektionsquelle am nächsten ist, sondern erst eine Person in der zweiten Reihe. Dies zeigt, dass es auch lokale Effekte in Innenräumen zu berücksichtigen gilt, wenn das Infektionsrisiko genau analysiert werden soll. Generell ist es jedoch erwartungsgemäß am besten, wenn man sich so weit wie möglich von der Infektionsquelle entfernt aufhält.

 

 

„Risiken zu Infektionsgefahren werden derzeit in komplexen Modellen mit dennoch notwendigen Vereinfachungen abgeschätzt, dazu gibt es auch schon Rechner im Internet. Dies sind ohne Zweifel gute Verfahren für eine übergeordnete statistische Bewertung der Situation, können aber ganz lokale Effekte in Innenräumen nicht abbilden. Wir können aber genau das mit unseren Modellen. Das heißt, für jeden einzelnen Quadratmeter im Raum können wir das Infektionsrisiko konkret abschätzen und auch, wie es sich mit der Zeit entwickelt. Das ist deutlich aufwendiger, da ganz konkrete Fälle berücksichtigt werden, liefert aber ein ergänzendes Verständnis für strömungsbedingte Infektionswege durch Aerosole in Innenräumen. Unsere Modelle sind prinzipiell übertragbar auf alle Szenarien - Theaterbestuhlungen, Klassenzimmer und den ÖPNV zum Beispiel“, so Schönfelder.

Fazit: Die „AHACL-Regel“ bleibt weiter wichtig. Ziel aller Modellberechnungen ist es letztlich, Infektionsrisiken besser zu verstehen, um wieder sicher in Präsenz lehren und prüfen zu können, Kinos und Konzerte zu besuchen, kurz: zu einem „normalen“ Alltag zurückzufinden. Im besten Fall tragen solche Modelle, neben den bestehenden Modellen und Daten, zu einer Perspektive bei, mit dem Virus – oder anderen Viren – zu leben.

TROPOS-Auswertung aus Leipzig zeigt für Frühjahr 2020 weniger Stickstoffdioxid und Ruß an Verkehrsstationen.

Leipzig. Im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie wurde viel darüber diskutiert, wie stark sich der Lockdown auf Luftqualität und Klima auswirkt. Eine Auswertung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) zeigt jetzt: Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 hat deutlich zur Verbesserung der Luft beigetragen. So war an den Verkehrsstationen im Westen und Osten von Leipzig ein Rückgang von Stickoxid (NOx) sowie Ruß (BC) zu verzeichnen. An den großen Straßen und damit für viele Menschen wurde die Luft entsprechend der Verkehrsreduktion besser. Die Auswertung beruht auf Messdaten verschiedener Stationen in Leipzig von TROPOS und Sächsischem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), bei denen der Einfluss des Wetters anschließend aufwendig korrigiert wurde. Die Analyse ist vorläufig, noch nicht wissenschaftlich begutachtet und soll 2021 bei einem Fachjournal eingereicht werden.

 

Um die Wirkung des Lockdowns auf die lokale Luftqualität zu untersuchen, hat TROPOS am Beispiel von Leipzig diverse Messungen ausgewertet: Die TROPOS-Station in der Permoser Straße im Nordosten Leipzigs ist etwa 150 Meter von der B6 entfernt. Foto: Tilo Arnhold, TROPOS
Um die Wirkung des Lockdowns auf die lokale Luftqualität zu untersuchen, hat TROPOS am Beispiel von Leipzig diverse Messungen ausgewertet: Die TROPOS-Station in der Permoser Straße im Nordosten Leipzigs ist etwa 150 Meter von der B6 entfernt. Foto: Tilo Arnhold, TROPOS
m Durchschnitt ging Ruß während der reichlich zwei Monate Lockdown im Frühjahr 2020 in der Leipziger Eisenbahnstraße um etwa 20 Prozent zurück. Zum Vergleich: Die Umweltzone Leipzig hatte den Ruß zwischen 2011 und 2017 um etwa 60 Prozent reduziert. Dieser Rückgang erfolgte aber über sechs Jahre, ausgehend von einem damals noch höheren Niveau. Foto: Tilo Arnhold, TROPOS
Im Durchschnitt ging Ruß während der reichlich zwei Monate Lockdown im Frühjahr 2020 in der Leipziger Eisenbahnstraße um etwa 20 Prozent zurück. Zum Vergleich: Die Umweltzone Leipzig hatte den Ruß zwischen 2011 und 2017 um etwa 60 Prozent reduziert. Dieser Rückgang erfolgte aber über sechs Jahre, ausgehend von einem damals noch höheren Niveau. Foto: Tilo Arnhold, TROPOS

 

Zur Bekämpfung der Pandemie im Frühjahr 2020 hatten sich in Deutschland am 22. März Bund und Länder auf strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen geeinigt, die bis 5. Juni auch in Sachsen für eine reduzierte Mobilität sorgten. Diese Beschränkungen gingen als Lockdown in die Umgangssprache ein und wird seitdem kontrovers diskutiert. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Maßnahmen ein Feldexperiment in bisher beispiellosen Dimensionen: Die Atmosphärenforschung interessiert zum Beispiel, welche Wirkung eine Reduktion des Verkehrs auf Luftverschmutzung und Klimaerwärmung haben kann. Weltweit haben daher Forschende Daten analysiert. Darunter auch eine europaweite Studie der EU-Forschungsinfrastruktur für kurzlebige atmosphärische Bestandteile wie Aerosol, Wolken und Spurengase (ACTRIS), deren deutscher Beitrag vom TROPOS koordiniert wird.

Um die Wirkung des Lockdowns auf die lokale Luftqualität zu untersuchen, hat TROPOS am Beispiel von Leipzig diverse Messungen ausgewertet. Dazu wurden zwei stationäre Messstationen vom TROPOS verwendet: Die Station in der Permoser Straße im Nordosten Leipzigs ist etwa 150 Meter von der B6 entfernt. Die Station in der Eisenbahnstraße nahe dem Stadtzentrum befindet sich in einer stark befahrenen Straßenschlucht. Außerdem wurde der Datensatz mit Messungen der LfULG-Station in der Lützner Straße im Westen Leipzigs sowie mit Verkehrszählungen der Stadt Leipzig ergänzt.

Schnell zeigte sich, dass die Wetterlage im Frühjahr großen Einfluss auf die Luftqualität hatte: Während kurz vor dem Lockdown eine Westwind-Wetterlage mit sauberer Luft vom Atlantik vorherrschte, änderte sich in der ersten Lockdown-Woche die Großwetterlage: Ostwind brachte kontinental geprägte und stärker verschmutzte Luft aus Osteuropa nach Mitteldeutschland. Die Phase des Lockdowns im April/Mai war zudem durch geringe Niederschläge und wenig Wind geprägt, was das Anreichern von Schadstoffen in der Luft begünstigt – wie Forschende des TROPOS bereits 2020 in einer Studie zum Luftschadstoff Stickstoffdioxid in Sachsen nachweisen konnten.

Im Frühjahr 2020 überlagerten sich also zwei Effekte: Auf der einen Seite sorgte weniger Straßenverkehr für weniger Schadstoffe. Auf der anderen Seite blieben die Schadstoffe aber durch das austauscharme Wetter länger vor Ort und konnten sich so stärker anreichern. Außerdem kamen zusätzlich Schadstoffe durch Ferntransport aus Osteuropa dazu, wo das trockene Frühjahr bereits für erste Waldbrände sorgte. Für eine fundierte Analyse war es deshalb nötig, beide Effekte auseinanderhalten zu können. Dr. Dominik van Pinxteren nutzte für die statistische Analyse eine Methode aus dem Bereich des maschinellen Lernens, deren Anwendung im Bereich Luftqualität erstmals 2009 von britischen Forschern veröffentlicht wurde und die sich bereits beim „Herausrechnen“ des Wettereinflusses auf Stickstoffdioxid-Werte in Sachsen bewährt hat.

Anhand von Datenreihen aus den Jahren 2016 bis 2019 und wichtigen Faktoren wie Tageszeit, Jahreszeit, Wetter, Höhe der Grenzschicht und Herkunft der Luftmassen wurde es so möglich, per Computermodell vorherzusagen, welche Schadstoffkonzentrationen 2020 theoretisch zu erwarten gewesen wären. Die Vorhersage verglich das Team dann mit den tatsächlichen gemessenen Schadstoffkonzentrationen. Die Differenz zwischen beiden Werten entspricht insbesondere an den Messstationen in Straßennähe der Luftqualitätsverbesserung, die auf den reduzierten Verkehr zurückzuführen ist. 

Für Stickoxide (NOx) zeigte sich dabei an der LfULG-Station Lützner Straße im Westen von Leipzig im Durchschnitt ein Rückgang um 25 Mikrogramm pro Kubikmeter, was knapp einem Drittel der ohne Lockdown erwarteten Konzentrationen bei vergleichbarer Wetterlage entspricht. Diese Schadstoffreduktion ist in einer Größenordnung, die dem Rückgang des Verkehrs in diesem Zeitraum entspricht: In der Lützner Straße wurden zu Beginn des ersten Lockdowns etwa 35 Prozent weniger PKW, 15 Prozent weniger Kleintransporter und 10 Prozent weniger LKW gezählt.

Für Ruß (BC), den TROPOS an der Eisenbahnstraße östlich des Leipziger Zentrums misst, ergab die Analyse einen Rückgang von bis zu 0,6 Mikrogramm pro Kubikmeter, was etwa 40 Prozent der erwarteten Konzentrationen entspricht. Im Durchschnitt ging Ruß während der reichlich zwei Monate Lockdown im Frühjahr 2020 in der Leipziger Eisenbahnstraße um 0,4 Mikrogramm pro Kubikmeter zurück, was einen Rückgang um etwa 20 Prozent entspricht.

Zum Vergleich: Die Umweltzone Leipzig hatte den Ruß zwischen 2011 und 2017 um etwa 60 Prozent reduziert. Dieser Rückgang erfolgte aber über sechs Jahre, ausgehend von einem damals noch höheren Niveau, und war nachhaltiger angelegt, weil die Umweltzone die Modernisierung der Fahrzeugflotte beschleunigte. Nachgewiesen wurde dieser Rückgang 2017 an der LfULG-Station Leipzig-Mitte, die 2020 durch Baustellen im Umfeld für die aktuelle Lockdown-Analyse jedoch nicht genutzt werden konnte. Der Trend zu mehr Kaminen und Holzheizungen macht die Fortschritte für die Luftqualität, die in den letzten Jahren im Verkehrssektor erreicht wurden, zum Teil wieder zu Nichte, in dem er für ein Ansteigen von Feinstaub und Ruß während der Heizsaison auch in den Städten sorgt. „Im städtischen Hintergrund an unserer Station am Institut, die abseits des Verkehrs liegt, waren die Effekte dagegen kaum zu spüren. Grundsätzlich sind im städtischen Hintergrund die Verkehrseinflüsse nicht mehr so dominant und sowohl für Stickoxid als auch für Ruß spielen andere Quellen eine stärkere Rolle. Darin sehen wir einen Grund für diese Unterschiede“, erklärt Dominik van Pinxteren vom TROPOS.

 

Fazit: Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat auch in Leipzig zur Verbesserung der Luftqualität beigetragen, insbesondere in Straßennähe. Für die Luftschadstoffe Stickoxid und Ruß konnte unter Berücksichtigung der Witterungseinflüsse ein deutlicher Rückgang statistisch nachgewiesen werden, der ungefähr dem Rückgang des Verkehrsaufkommens entspricht. Allerdings wurden die Auswirkungen von weniger Kfz durch die Auswirkungen des trockenen Frühjahrswetters überlagert und sind daher in den reinen Messdaten nicht direkt zu erkennen.

Weniger Unterricht und mehr Zeit vor dem Bildschirm.

Bereits der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hat das Wohlbefinden sowie das Verhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflusst. Das ergaben zwei Befragungen, initiiert von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Leipzig, in rund 700 Familien aus der Region. Die Ergebnisse sind kürzlich in den Fachzeitschriften „Journal of Consulting and Clinical Psychology“ und „Plos One“ veröffentlicht worden.

Kinder sind nur selten von ernsten Verläufen von COVID-19 betroffen, leiden aber unter den Maßnahmen der Kontaktbeschränkungen. Selbstverständliche Dinge wie der Schul- und Kitabesuch, Familienfeste und Kindergeburtstage sind seit mehr als einem Jahr nicht oder nur eingeschränkt möglich. Im Rahmen der LIFE Child-Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leipziger Universitätsmedizin während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 insgesamt 700 Familien nach ihrem Wohlbefinden, der Umsetzung des Homeschoolings sowie ihrer Freizeitgestaltung befragt.

„Kita- und Schulschließungen sowie Kontaktverbote zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen vor allem die Jüngsten unserer Gesellschaft. Erkenntnisse darüber, wie sich diese Maßnahmen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken, helfen dabei, zukünftige Maßnahmen besser an die Bedürfnisse von Familien anzupassen“, erklärt Dr. Mandy Vogel, Wissenschaftlerin am Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, zur Relevanz der beiden Befragungen.

Dabei fanden die Expertinnen und Experten heraus, dass sich Kinder und Jugendliche deutlich mehr um die Gesundheit ihrer Familien als um ihre eigene sorgten. Der Anteil der Studienteilnehmer, die glaubten, dass es nie wieder wird wie vor der COVID-19-Pandemie, stieg von Ende März bis Ende April 2020 von 7 Prozent auf 16 Prozent. In diesem Zeitraum vervierfachte sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit keinen Kontakt zu Gleichaltrigen hatten. 80 Prozent vermissten den persönlichen Kontakt mit Freunden. Insgesamt war das physische als auch das psychische Wohlbefinden niedriger als im Jahr vor der Pandemie.

Im Durchschnitt zweieinhalb Stunden Homeschooling bei Grundschulkindern 

Beim Freizeitverhalten von Kindern im Alter zwischen ein und zehn Jahren wurde ein signifikanter Abfall von interaktiven Tätigkeiten beobachtet – zum Beispiel von Basteln oder Gesellschaftsspielen. Die Mediennutzung war sowohl zu Beginn als auch in der Mitte des ersten Lockdowns sehr hoch, vor allem in sozial schwächeren Familien. Die Bildschirmzeit überstieg bei fast 50 Prozent der Vorschulkinder die empfohlene maximale Dauer von 30 Minuten pro Tag.

Bezüglich des Homeschoolings äußerten die meisten Eltern zwar, dass ihre Kinder motiviert waren und sich auf ihre Schulaufgaben konzentrieren konnten. Dieser Anteil war bei Familien aus niedrigeren Sozialschichten aber deutlich geringer. Außerdem nahm die Motivation von Anfang (46 Prozent) bis Mitte des erstens Lockdowns (34 Prozent) signifikant ab. Die durchschnittliche tägliche Zeit, die Grundschulkinder mit Schulaufgaben zubrachten, lag bei nur circa zweieinhalb Stunden und verdeutlicht, dass Homeschooling den Präsenzunterricht keinesfalls ersetzen kann.

Dr. Tanja Poulain, Wissenschaftlerin am Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, sagt: „Maßnahmen gegen eine Pandemie müssen gegen potenziell negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Bildung von Kindern und Jugendlichen abgewogen werden. Es werden also Konzepte benötigt, die die Infektionsgefahr minimieren, ohne gleichzeitig Bildungschancen und Wohlbefinden zu gefährden.“

 

Prof. Dr. Maren Röger hat zum 01.11.2021 den Führungsstab am Leibniz-lnstitut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig übernommen. Sie tritt die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden langjährigen Direktors Prof. Dr. Christian Lübke an.

 

Prof. Dr. Maren Röger, Direktorin des GWZO; Copyright: GWZO / B. Bölkow
Prof. Dr. Maren Röger, Direktorin des GWZO; Copyright: GWZO / B. Bölkow

Maren Röger war zuletzt Professorin fur "Verflechtungsgeschichte Deutschlands mit dem östlichen Europa" an der Universität Augsburg, wo sie zudem das dortige Bukowina-lnsti­tut leitete. In den Jahren 2015-2021 hatte sie dort bereits eine Juniorprofessur inne. Nach ihrer Promotion 2010 in Gießen, die der  deutsch-polnischen Erinnerungskultur bezüglich der Zwangsmigration der Deutschen gewidmet war, arbeitete sie mehrere Jahre als wis­senschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen lnstitut Warschau und Gastpro­fessorin an der Universität Hamburg. lhre Forschungen  fokussieren  unter anderen Fra­gen von Gewalt und Alltag, Medien, Erinnerung und Geschichtspolitik sowie Nationalismus und Multiethnizitat und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Mit dem Amtsantritt am GWZO übernimmt Maren Roger zudem am Historischen Seminar der Fakultät für Ge­schichte, Kunst- und Regionalwissenschaften der Universität Leipzig die Professur für Ge­ schichte des ostlichen Europa/ Ostmitteleuropa. "Über die Grenzen der Disziplinen zu ar­beiten, prägt meinen wissenschaftlichen Werdegang seit Anbeginn. lch freue mich des­ halb sehr, die Leitung eines so vielseitigen lnstituts zu ubernehmen, und mit exzellenter Forschung im Haus zur weiteren Sichtbarkeit und zum Verstandnis des ostlichen Europa auch in der breiteren Öffentlichkeit beizutragen", sagt Maren Röger.

https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/maren-roeger

Am 1. November 2007 übernahm der Osteuropahistoriker Christian Lübke die Leitung des damaligen ,,Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO)". Er trat damit die Nachfolge des Gründungsdirektors Winfried Eberhard an. Bald darauf folgte der Umzug des GWZO von der Luppenstraße in die Leipziger lnnenstadt, das Forschungsinstitut rückte damit nicht nur räumlich näher an die Universitat Leipzig. Unter der Leitung von Christian Lübke wurde das lnstitut 2017 Mitglied der Leibniz-Gemein­schaft. Seither lautet sein Name ,,Leibniz-lnstitut fur Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)". Mit der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft erfolgte eine organisato­rische und inhaltliche Neuausrichtung des  Forschungsinstituts. Dazu Christian Lübke: "Das GWZO hat sich inzwischen an die neuen Bedingungen angepasst und spielt in dem Leibniz-Netzwerk 'Östliches Europa' eine prägende Rolle. lch freue mich, dass mit Maren Röger eine kompetente neue Direktorin für das GWZO gefunden wurde, dem als Leibniz­ lnstitut schon bald eine erste Evaluierung bevorsteht, wofür ich dem lnstitut unter der neuen Leitung viel Erfolg wünsche."

https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/christian-luebke

Das Leibniz-lnstitut fur Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig er­ forscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Gegebenheiten im Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegen­wart. Die am lnstitut tätigen Wissenschaftler*innen repräsentieren verschiedene Diszipli­nen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Ober­see.

www.leibniz-gwzo.de

Rahmen für Forschung, Ausbildung und Verwertungsprojekte

Die Goethe-Universität Frankfurt und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig haben einen Rahmenkooperationsvertrag geschlossen mit dem Ziel, die Wasserforschung durch gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern und zu intensivieren und Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase - zum Beispiel Doktoranden, Postdocs oder Nachwuchsgruppenleiter:innen - miteinander in der interdisziplinären Umweltforschung auszubilden.

Wasser ist ein existenzieller Grundstoff des Lebens für Mensch, Tier und Pflanze. Aktuell haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, und bis zu 90 Prozent aller Abwässer weltweit gelangen unbehandelt in die Umwelt. Viele abwasserbürtige Chemikalien und Spurenstoffe führen zu Schadwirkungen in aquatischen Ökosystemen und zum Rückgang der Biodiversität. Durch verunreinigtes Wasser können Krankheiten wie zum Beispiel Durchfall, Cholera, Ruhr, Typhus oder Polio übertragen werden. Hinzu kommen katastrophale Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, die Dürren oder Fluten mit sich bringen, und die auch in den Industrienationen dramatische Folgen nach sich ziehen. Der Klimawandel verändert den Wasserkreislauf und wird künftig das nachhaltige Management der Ressource Wasser vor noch größere Herausforderungen stellen. Diesen Herausforderungen stellen sich in einer strategischen Kooperation die beiden exzellenten Forschungseinrichtungen.

Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, betont die Stärken der beiden Partner: "Insbesondere unser Fachbereich Biowissenschaften und der Themenbereich "Chemikalien in der Umwelt" des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung verfügen jeweils über Expertisen, die sich hervorragend ergänzen. Forschungsstrategisch verbindet uns das Ziel, die Umweltforschung einerseits enger mit Gesundheitsforschung zu verzahnen im Sinne des One-Health-Ansatzes und sie andererseits weiter mit der Biodiversitätsforschung zu verknüpfen. Dies schließt insbesondere die Ausbildung von Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase ein, die künftig beispielsweise die Forschungsinfrastrukturen beider Partner nutzen und an Kursen und Veranstaltungen teilnehmen können."

Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, sagt: "Zusammen mit der Goethe-Universität wollen wir gemeinsame Forschungsprojekte starten, etwa wie sich Chemikalien auf die Biodiversität auswirken oder um die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesundheit auf molekularer Ebene zu untersuchen. Dazu werden wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zellbiologie, Neurowissenschaften, translationaler Biodiversitätsgenomik, umweltbezogener Gesundheitsforschung und Forschung zu Umweltchemikalien und Landschaftsnutzung stärken. Darüber hinaus unterstützen wir uns gegenseitig bei der Verwertung etwa von Erfindungen, die im Rahmen dieser Forschung von unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemacht werden." 

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