Ein Bündnis aus den sächsischen Hochschulen und Studentenwerken, der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften und dem Leipzig Science Network e. V. ruft jetzt alle dazu auf, ihr Wahlrecht zu nutzen.
Ziel der Kampagne #GehWählenist es, jüngere Menschen zum Gang an die Wahlurne zu motivieren und somit zur demokratischen Teilhabe zu animieren. Bei Personen im Alter von unter 30 Jahren war die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren im Vergleich zu den über 60-Jährigen besonders gering.
Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Region Leipzig versammeln sich hinter der „Leipziger Erklärung“: „Wissenschaftsstandort Leipzig gegen Demokratiefeindlichkeit und Rechtsextremismus: Für akademische Freiheit, Menschenrechte und Demokratie“.
Die Leipziger Erklärung, die auf eine Initiative des Senats der Universität Leipzig zurückgeht, stand allen Einrichtungen am Standort zum Beitritt offen. Unsere Vorsitzende Frau Prof. Dr. Eva Inés Obergfell sagte bei der ursprünglichen Verabschiedung durch den Senat der Universität Leipzig: „Wie viele andere gesellschaftliche Akteure auch sehen wir mit Sorge rechtsextreme und antidemokratische Bestrebungen. Die Gefahr der Einschränkung demokratischer Rechte sollten wir benennen und uns positionieren."
Die Leipziger Erklärung im Wortlaut:
Die Wissenschaftseinrichtungen der Region Leipzig beziehen entschieden Position gegen Angriffe auf unsere Demokratie. Die Achtung der Würde aller Menschen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung, Pluralität, Toleranz, internationaler Austausch und Vielfalt sind Voraussetzungen für unser Zusammenleben auf dem Campus, für erfolgreiche Forschung und beste Studienbedingungen.
Dass antidemokratische Strömungen erstarken und menschenverachtende Parolen Zuspruch finden, erfüllt uns mit Sorge. Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund und aus aller Welt studieren und arbeiten an unseren Wissenschaftseinrichtungen und leisten täglich einen Beitrag zur Lösung von Problemen und zur Beantwortung drängender Zukunftsfragen in unserer Gesellschaft. Dieses gemeinsame Nachdenken und Arbeiten gelingt nur in Freiheit.
Hass und Ausgrenzung bringen keine Lösungen hervor. Sie führen zur Angst vor Diskriminierung und lähmen Innovation. Wir rufen dazu auf, innerhalb und außerhalb unserer Forschungseinrichtungen die Grundwerte der Demokratie jederzeit zu verteidigen und sich gegen Rechtsextremismus zu engagieren.
Die Forschungseinrichtungen in der Region Leipzig werden weiter an unserem weltoffenen Wissenschaftsstandort Menschen verschiedenster kultureller, geographischer, religiöser und sozialer Herkunft zusammenführen. Wir werden weiter offen, faktenbasiert und vorurteilsfrei diskutieren und forschen. Diese Werte sind für uns essenziell.”
Am 19. April 2024 verkündete die Fraunhofer-Gesellschaft Maßnahmen rund um das Fraunhofer Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW. Um die Innovationsforschung am Wissenschaftsstandort Leipzig zu erhalten, sollen zwei Abteilungen als Außenstelle Leipzig ins Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI mit Sitz in Karlsruhe integriert werden. Die verbleibenden beiden Abteilungen sollen vorbehaltlich der Zustimmung des Senats der Fraunhofer-Gesellschaft im Rahmen einer Teilbetriebsschließung Ende März 2025 schließen. Damit verliert das Fraunhofer IMW seine Eigenständigkeit als Institut.
In einer ersten Reaktion auf diese Entwicklungen teilt unsere Vorsitzende Frau Prof. Dr. Eva Inés Obergfell mit: „Die angekündigte Schließung des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie ist fraglos keine gute Nachricht. Die Absicht, zwei Abteilungen in Leipzig zu erhalten als Außenstelle eines anderen Zentrums zeigt aber, dass die Fraunhofer-Gesellschaft mitnichten eine Entscheidung gegen den Wissenschaftsstandort Leipzig getroffen hat. Wir als Leipzig Science Network setzen genauso wie der Oberbürgermeister darauf, dass die Fraunhofer-Gesellschaft ihr Engagement in Leipzig stärken kann und wird. Dazu werden wir das Gespräch suchen, um Perspektiven zu erörtern. Es gibt dafür zahlreiche Anknüpfungspunkte in unseren Mitgliedseinrichtungen. Zudem gilt es natürlich, möglichst viele Beschäftigte des Fraunhofer IMW in der Stadt zu behalten, es werden sich hoffentlich allen gute Optionen für ihre berufliche Zukunft bieten.“
Das Fraunhofer IMW war seit Gründung aktiv und engagiert in unserem Leipzig Science Network. Neben der Einbindung in verschiedene gemeinsame Aktivitäten am Standort gilt der absehbare Verlust von Expertise in Zeiten transformatorischer Herausforderungen als schwierig für die Region. „Vor diesem Hintergrund kam die Entscheidung überraschend und ist schwer nachvollziehbar. Im Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft die Innovationsforschung am Wissenschaftsstandort Leipzig langfristig zu erhalten, sehen wir dennoch eine Chance über die Weiterentwicklung ins Gespräch zu kommen. Leipzig ist mit seiner vielfältigen Forschungslandschaft und hohen Lebensqualität attraktiv für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt. Die dynamisch wachsende Wirtschaft der Stadt und ihre lebendige Start-up-Szene bieten hervorragende Möglichkeiten für angewandte Forschung und Technologietransfer“, betont Pascal Schaefer, Geschäftsführer des Leipzig Science Network.
Über das Fraunhofer IMW Das Fraunhofer IMW blickt auf fünfzehn Jahre angewandte, sozioökonomische Forschung und Erfahrung am Standort Leipzig zurück. Für den langfristigen Erfolg von Kunden und Partnern aus Wirtschaft, Industrie, Forschung und Gesellschaft entwickelt das Institut wissenschaftlich fundierte Lösungen für die Herausforderungen der Globalisierung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer IMW erforschen und entwickeln Strategien, Strukturen, Prozesse und Instrumente: für den Transfer von Wissen und Technologien zwischen Organisationen, das Umsetzen von Wissen in Innovation und das Verstehen und Gestalten der zugehörigen Rahmenbedingungen. Als Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa MOEZ, 2006 gegründet, bündelt das Institut seit 2015 seine Expertise und sein Leistungsangebot Internationalisierung und Wissensökonomie unter dem neuen Namen Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW. – Weiterführende Informationen finden Sie hier
OBERBÜRGERMEISTER JUNG: „BETEILIGUNG DER UNIVERSITÄT AN DER EXZELLENZSTRATEGIE VON GROSSER BEDEUTUNG FÜR UNSAm (heutigen) Mittwoch, 6. September 2023, haben sich rund 20 Vertreter:innen des Leipzig Science Network (LSN) gemeinsam mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung zum Austausch über die Exzellenzclustervorhaben der Universität Leipzig und ihrer wissenschaftlichen Partner:innen im Rahmen der aktuellen Runde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder getroffen. Gut drei Monate nach Einreichung der drei Antragsskizzen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft entwickeln die gesellschafts- und umweltpolitisch hochaktuellen Forschungsvorhaben weiter ihre Stärken und Strahlkraft am Wissenschaftsstandort Leipzig und in die gesamte mitteldeutsche Region hinein.
Treffen des Leipzig Science Network: Vorsitzende des LSN und Rektorin der Universität Leipzig Prof. Dr. Eva Inés Obergfell und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (rechts) unterstrichen die Bedeutung der Beteiligung der Universität an der Exzellenzstrategie für die Stadt Leipzig. Die Sprecher der drei Clustervorhaben, Prof. Dr. Johannes Quaas (links), Prof. Dr. Matthias Middell (Mitte) und Prof. Dr. Michael Stumvoll (zweiter von links), stellten in Kürze die Clustervorhaben vor. Foto: Swen Reichhold
An den Clustervorhaben New Global Dynamics (Neue globale Dynamiken: Welten in der Krise?), Breathing Nature (Atmende Natur: Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Klima und menschlichem Verhalten) und dem Projekt aus der Medizin sind neben den Hochschulen des mitteldeutschen Universitätsbunds Halle – Jena – Leipzig dreizehn außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beteiligt, darunter auch zahlreiche Mitglieder des LSN, dessen Vorstandsvorsitzende die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, ist.
„Die Universität Leipzig geht mit drei Clustervorhaben in den Wettbewerb, in denen ihre Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Leipzig Science Network, der Universitäten in Halle und Jena und weiteren Forschungseinrichtungen fachliche Grenzen überschreiten, um bahnbrechende, die Welt verändernde neue Erkenntnisse zu gewinnen“, sagte Rektorin Obergfell. Oberbürgermeister Burkhard Jung ergänzte: „Die thematischen Schwerpunkte der drei eingereichten Clusterskizzen widmen sich hochaktuellen und existenziellen Fragen der Menschheit, die auch mein Handeln als Oberbürgermeister bestimmen: Gesundheit, Klimawandel und Biodiversität sowie die globale Multikrise.“
„Wir haben in Leipzig eine einzigartige Forschungslandschaft. Die wissenschaftlichen Einrichtungen stehen in einem engen Austausch, unser Netzwerk funktioniert sehr gut. Das wird zunehmend wahrgenommen, und das wollen wir noch stärker nutzen, um gemeinsam voranzukommen und noch sichtbarer zu werden. Ein Erfolg in der Exzellenzstrategie würde den Wissenschaftsstandort Leipzig national und international noch bekannter machen – und davon profitieren wir letztlich alle. Ich gehe davon aus, dass sich die dabei entstehenden Synergieeffekte auch positiv auf nicht-wissenschaftliche Bereiche in Stadt und Region auswirken und insbesondere auch dem Wirtschaftsstandort zugutekommen werden“, erläuterte Rektorin Obergfell. Auch Oberbürgermeister Jung betonte: „Leipzig ist eine Wissenschaftsstadt. Wissenschaft ist ein prägender Standortfaktor, sie liefert wesentliche Impulse für die Stadtentwicklung. Deshalb ist auch die Beteiligung der Universität Leipzig an der Exzellenzstrategie von großer Bedeutung für uns. Die Stadt Leipzig unterstützt die Bewerbung mit voller Kraft. Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, dass diese Bewerbung ein Erfolg für den Wissenschaftsstandort Leipzig wird!“
Mit ihrer Exzellenz-Bewerbung lebt die Universität Leipzig den Grundgedanken des Leipzig Science Network, institutionenübergreifende Zusammenarbeiten am Wissenschaftsstandort zu intensivieren und damit seine nationale und internationale Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. „Wir haben gemeinsam hart daran gearbeitet, innovative Ideen zu entwickeln, die nicht nur die Grenzen unserer Disziplinen überschreiten, sondern auch eine Brücke zwischen Universität und Stadt schlagen. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass wirkliche Exzellenz erst dann erreicht wird, wenn wir unsere Kräfte bündeln und gemeinsam auftreten“, so die Rektorin.
Am 1. Februar 2024 fällt die Entscheidung, welches Clustervorhaben einen Vollantrag einreichen darf. Bis dahin werden die Antragsskizzen von der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates begutachtet.
Erstellt von: Katrin Henneberg
Die Teilnehmer:innen aus den Mitgliedseinrichtungen des LSN und deren Partnern. Foto: Swen Reichhold
OBM Burkhard Jung, Prof. Dr. Christian Wirth und Prof. Dr. Eva Inés Obergfell begrüßen die Teilnehmer:innen. Foto: Swen Reichhold
Seit ihrer Gründung als Königlich Sächsischer Gesellschaft der Wissenschaften im Jahr 1846 sieht sich die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig der Tradition des von Leibniz geprägten Akademiegedankens verpflichtet, als Gelehrtengesellschaft führende Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen im Einzugsgebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum regelmäßigen Diskurs zusammenzubringen. Darüber hinaus betreibt die Akademie derzeit über 20 langfristige Forschungsvorhaben, viele davon in enger Kooperation mit Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Die Sächsische Akademie der Wissenschaften ist Mitglied der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Diese koordiniert mit dem Akademienprogramm das größte geistes- und kulturwissenschaftliche Langfrist-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland.
Prekäre Wohnungssituation für internationale Gastwissenschaftler
Steigende Mietpreise und generell knapper Wohnraum führen in Leipzig dazu, dass sich die Suche nach einer Unterkunft unter anderem für internationale Gastwissenschaftler immer schwieriger gestaltet. Mit einer Wohnungsbörse gehen wir aktiv auf Wohnraum-Suche für diese Gruppe.
„In Leipzig ist kaum noch bezahlbarer Wohnraum auf Zeit zu finden“, erklärt Dr. Annemone Fabricius die prekäre Situation. Die Leiterin des Welcome Centre der Universität erhält mittlerweile täglich Anfragen, ob sie bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung behilflich sein könne: „Wir können leider auch nur Hilfe zur Selbsthilfe geben und an private Wohnungsanbieter und Leipziger Re-Location-Agenturen verweisen.“ Die dort verlangten Preise seien, insbesondere für Promovierende aus Drittstaaten oder Stipendiat:innen, die ihre/n Ehepartner:in oder auch kleine Kinder mitbringen möchten, „nicht mehr zu bezahlen“. Gerade diese Zielgruppe könne jedoch nicht in den Unterkünften des Studentenwerks unterkommen, weshalb Annemone Fabricius umso dankbarer dafür ist, dass das Leipzig Science Network, kurz LSN, sich nun des Themas angenommen hat.
Wir richten uns mit der Wohnraum-Suche an alle Mitarbeiter der Universität Leipzig, sowie an alle Leipziger, die ein Zimmer oder gar ihre ganze Wohnung für mindestens ein Semester an die internationalen Gäste untervermieten möchten. Da die Gastwissenschaftler:innen nur für einen gewissen Zeitraum in Leipzig forschen oder lehren, sind wir vor allem auf der Suche nach (teil-)möblierten Unterkünften.
Wer seinen Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, kann sein Angebot über ein Formular unter lsn.de/wohnen einstellen.
Die Mitgliederversammlung des Leipzig Science Network (LSN) hat am Dienstag, 4. Oktober 2022, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig, einstimmig zur neuen Vorsitzenden des Netzwerks gewählt. Obergfell tritt somit auch in dieser Funktion die Nachfolge von Prof. Dr. Beate Schücking an, zunächst für die verbleibende Amtszeit von anderthalb Jahren.
Das Leipzig Science Network hat ein Vorstandstrio, dem neben Eva Inés Obergfell der stellvertretende Vorsitzende Oliver Grimm und die Schatzmeisterin Claudia Kostka angehören. Grimm überreichte im Alten Senatssaal der Universität zum Abschied Blumen an die scheidende Vorsitzende. „Beate Schücking hat in ihrer Zeit als Vorstandsvorsitzende des LSN starke Impulse für einen Mitgliederzuwachs und für eine Profilschärfung gesetzt“, sagte Grimm. „Durch ihre tatkräftige und moderierende Art ist es ihr in sehr kurzer Zeit gelungen, den Verein noch stärker zu vernetzen, bekannter zu machen und neue Angebote für einen wissenschaftlichen Austausch ins Leben zu rufen.“
Auch LSN-Geschäftsführer Pascal Schaefer lobte Professor Schückings Engagement für die Leipziger Wissenschaftslandschaft. „In elf Jahren als Rektorin der Universität Leipzig hat sie unseren Wissenschaftsstandort geprägt. Neben ihrem großen Engagement für die Vernetzung am Standort war sie auch eine unermüdliche Kämpferin für unsere Demokratie. Für die vielen konstruktiven Gespräche möchte ich mich auch persönlich bedanken.“
In der letzten Mitgliederversammlung des LSN wurde die Aufnahme der Stadt Leipzig bestätigt. Die Mitgliedsurkunde nahm Oberbürgermeister Burkhard Jung aus den Händen von Uni-Rektorin Professor Beate Schücking, der Vorstandsvorsitzenden des Vereins, entgegen. Bereits im Januar hatte die Ratsversammlung für einen Mitgliedsantrag ab 2022 mit großer Mehrheit grünes Licht gegeben.
Schon den Gründungsprozess des Leipzig Science Network (LSN) hatte die Stadt Leipzig seit 2018 aktiv begleitet. Als Zusammenschluss der Wissenschaftseinrichtungen in Leipzig zielt das LSN auf eine höhere Sichtbarkeit und Attraktivität des Wissenschaftsstandortes Leipzig und eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Partner in Forschung, Wissenstransfer und Infrastruktur. Zu den Projekten des Netzwerks zählen auch die Willkommenskultur für internationale (Gast-)Wissenschaftler und gemeinsame Veranstaltungen für die Stadtöffentlichkeit.
Bislang war die Stadtverwaltung als Gast bei den Vereinsversammlungen vertreten und war somit über alle Aktivitäten informiert. Als Vollmitglied sind ihre Möglichkeiten nun noch größer, Leipzig als Stadt der Wissenschaft weiterzuentwickeln und zu profilieren. Wichtige Anliegen der Stadt sind unter anderem der Wissenstransfer in die Stadtgesellschaft und die Kooperation von Wissenschaft und regionalen Unternehmen.
Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Wissenschaftseinrichtungen
Das Leipzig Science Network profitiert vor allem von der noch engeren Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Wissenschaftseinrichtungen und der Unterstützung der Stadt für die gemeinsamen Projekte. Geschäftsführer Pascal Schaefer unterstreicht: „Mit ihrer Mitgliedschaft unterstreicht die Stadt ihr Bekenntnis zu unserem Wissenschaftsstandort Leipzig und ihre Wertschätzung für die einrichtungsübergreifende Kooperation, mit der wir die Herausforderungen in Forschung, Lehre, Transfer und Infrastruktur besser bewältigen wollen. Damit verbunden ist eine Stärkung der Handlungsfähigkeit des Vereins, zum Beispiel bei den Themen Standortmarketing und Stadtentwicklung sowie ein einheitlicher Außenauftritt Leipzigs als Stadt der Wissenschaft. Zukünftig sitzt die Stadt nicht nur mit am Tisch, sondern ist als erste Kommune Deutschlands sichtbar Mitglied in einem solchen Wissenschaftsnetzwerk.“
Dank geht an Professor Beate Schücking
Das Treffen mit Professor Beate Schücking, deren reguläre Amtszeit als Rektorin nach insgesamt elf Jahren am 31. März 2022 endet, nutzte Oberbürgermeister Burkhard Jung für ein ganz persönliches Dankeschön: „In vertrauensvoller Zusammenarbeit und vielen gemeinsamen Projekten haben wir dafür gestritten, dass Leipzig eine lebenswerte Stadt mit internationaler Ausstrahlung und ein pulsierender Wissenschaftsstandort mit vielen klugen Köpfen bleibt. Denn für Sie war immer klar: Zu einer wachsenden Stadt passt keine schrumpfende Universität. Ein Punkt ist mir besonders wichtig: In einer Zeit wachsender gesellschaftlicher Polarisierung und ausländerfeindlicher Proteste haben wir uns gemeinsam für ein weltoffenes, vielfältiges Leipzig eingesetzt. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“
Nach dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine in der Nacht zum Donnerstag (24. Februar 2022) herrscht Fassungslosigkeit. Der Leipzig Science Network e.V. drückt seine Solidarität mit allen Betroffenen und Partnern in der Ukraine aus. Wir schließen uns der Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom 25.02.2022 an:
Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen unterstützt nachdrücklich das konsequente Vorgehen der Bundesregierung gegen den kriegerischen und völkerrechtswidrigen AngriffRusslands auf die Ukraine.
Die Allianz sieht in der russischen Invasion einen Angriff auf elementare Werte der Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung, auf denen Wissenschaftsfreiheit und wissenschaftliche Kooperationsmöglichkeiten basieren.
Die in der Allianz verbundenen Organisationen unterhalten seit langem vielfältige und fruchtbare wissenschaftliche Kooperationen mit ihren Partnern in der Ukraine. Ihnen gilt in diesem Moment unsere uneingeschränkte Solidarität!
In diesem Geiste sind wir fest entschlossen, unsere Kontakte und die intensive Zusammenarbeit mit unseren ukrainischen Partnern auf allen Ebenen fortzusetzen, beim Studierendenaustausch ebenso wie in der Förderung bilateraler Forschungsprojekte und beim Aufbau sowie in der Nutzung wissenschaftlicher Infrastrukturen. Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die als Folge der russischen Aggression ihr Land verlassen müssen, werden wir im Rahmen umfassender Hilfsprogramme Unterstützung anbieten.
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen wird in dieser Krisensituation in enger Abstimmung untereinander sowie mit der Bundesregierung und anderen politischen Entscheidungsträgern über weitere Schritte beraten. Entscheidungen müssen dann durch die einzelnen Organisationen beziehungsweise Mitgliedsinstitutionen getroffen werden. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wird jedoch empfohlen, dass wissenschaftliche Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres eingefroren werden, dass deutsche Forschungsgelder Russland nicht mehr zu Gute kommen und dass keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden. Neue Kooperationsprojekte sollten aktuell nicht initiiert werden.
Die Allianz ist sich der Folgen dieser Maßnahmen bewusst und bedauert diese für die Wissenschaft zugleich außerordentlich. Viele Forschungsarbeiten sind auf Jahre angelegt und werden durch die aktuelle Kriegssituation massiv beeinträchtigt. Wir leben in einer multidimensionalen Welt, und nur mit Hilfe enger internationaler wissenschaftlicher Kooperationen können die Krisen, denen sich die Menschheit ausgesetzt sieht, wie Klimawandel, Artensterben oder Infektionskrankheiten, bewältigt werden. Daher gilt auch unseren langjährigen russischen Kooperationspartnern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die über die Invasion Russlands in die Ukraine selbst entsetzt sind, unsere Solidarität.
Auch der Präsident des DAAD, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, zeigte sich „entsetzt“ über den Angriff Russlands auf die Ukraine. Der DAAD stehe für den friedlichen und freien Austausch in den Wissenschaften und für eine grenzüberschreitende Gemeinschaft von Lehrenden, Forschenden und Studierenden in aller Welt, unterstrich der am Donnerstag (24. Februar 2022) in einer Pressemitteilung des DAAD. Seine Organisation werde die Lage und Entwicklung vor Ort genau beobachten und in enger Abstimmung mit der Bundesregierung und im Austausch mit der Hochschulrektorenkonferenz und den deutschen Hochschulen in den kommenden Tagen und Wochen bewerten, wie die Wissenschaftskooperationen mit der Ukraine gestaltet werden können. Derzeit würden 46 DAAD-Projekte und 62 Projekte im Rahmen von Erasmus Plus in der Ukraine gefördert. Pandemiebedingt erfolgt die aktuelle Zusammenarbeit weitgehend auf digitalem Weg. Wegen der sich zuspitzenden Lage hätten die DAAD-Geförderten aus Deutschland die Ukraine in den vergangenen Tagen bereits verlassen.
Experten der Universität Leipzig zum Krieg in der Ukraine
Für Medienvertreter:innen hat die Universität eine Übersicht wissenschaftlicher Expert:innen zusammengestellt, die journalistische Anfragen zum Krieg in der Ukraine beantworten.
Hilfe für die Ukraine
Die Stadt Leipzig bereitet sich auf die Ankunft von Menschen vor, die vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ihre Heimat verlassen müssen. Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft wird die Hilfe für Menschen auf der Flucht ebenso wie für die Menschen in der Ukraine organisiert und koordiniert. Auf dieser Seite finden sich Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine ebenso wie Hilfsangebote und Spenden-Möglichkeiten für die Ukraine.
Anteilnahme und Solidarität mit Heidelberg, Fahnen auf Halbmast
Das Leipzig Science Network und alle U15-Universitäten sind am heutigen Tage in Trauer und Solidarität mit der Universität Heidelberg vereint. Als Zeichen der Anteilnahme tragen die Universitäten heute Trauerbeflaggung. Wir stehen Seite an Seite mit allen Betroffenen des tödlichen Angriffs, mit den Studierenden und Mitarbeitenden der Universität und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Heidelberg.
Wir denken am heutigen Tag besonders an die Opfer und Hinterbliebenen des Angriffs. Unser Dank gilt allen Helferinnen und Helfern vor Ort, den Einsatzkräften, dem medizinischen Personal und besonders auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität selbst.
Prof. Dr. Georg Krausch, Vorstandsvorsitzender von German U15 und Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz:
„Die tragischen Ereignisse in Heidelberg haben uns alle bestürzt und sprachlos zurückgelassen. Schock und Trauer sitzen tief. Anlässlich der heutigen Gedenkfeier möchte ich im Namen aller U15-Universitäten unsere Anteilnahme und Solidarität mit der Universität Heidelberg und ihren Studierenden und MItarbeiterinnen und Mitarbeitern bekräftigen.
Der Rektor der Universität Heidelberg, mein Kollege Bernhard Eitel, hat nach den Geschehnissen davon gesprochen, dass sich die Tat auch wie ein Angriff auf die Offenheit der Hochschulen und die akademische Tradition anfühle. Deshalb möchte ich betonen, dass alle Mitglieder von German U15 gemeinsam mit Heidelberg dafür einstehen werden, dass Universitäten Orte der Offenheit und Begegnung, der Freiheit und des Austausches bleiben. Dieses Grundverständnis spiegelt sich auch in der Losung der Universität Heidelberg wieder: semper apertus, immer offen. Dessen eingedenk sind wir sicher, dass trotz aller Trauer über die schrecklichen Ereignisse die älteste Universität Deutschlands und ihre Mitglieder auch diese Krise überstehen werden.“
Hinweis zum Live-Stream der Gedenkfeier
Die Gedenkfeier kann als Stream ab 12 Uhr live verfolgt werden:
Zwei Antragsskizzen mit Beteiligung von Forscherinnen und Forschern aus den Mitgliedseinrichtungen des Leipzig Science Network wurden für den Wettbewerb um das Großforschungszentrum im mitteldeutschen Revier „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Freistaats Sachsen von der Perspektivkommission ausgewählt. In den kommenden sechs Monaten müssen ihre Antragsskizzen in ein tragfähiges Konzept übertragen werden. Vorstandsvorsitzende des Leipzig Science Network und Rektorin Prof. Beate Schücking betonte den Wert dieser Projekte für die Menschen und die Region sowie für die Universität Leipzig.
Am Donnerstag hat die hochrangig besetzte Perspektivkommission zum Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Freistaats Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt aus den gut 100 eingereichten Anträgen die sechs überzeugendsten ausgewählt und dem BMBF für die erste Förderphase empfohlen. In den kommenden sechs Monaten müssen die Konzepte zur Umsetzungsreife ausgearbeitet werden. Danach findet erneut eine Überprüfung der Konzepte statt, bevor der eigentliche Aufbau von zwei Zentren in den ehemaligen Kohleregionen beginnt. In der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier ist auf Grundlage des „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ (StStG) die Gründung zweier institutionell geförderter Großforschungszentren vorgesehen.
Prof. Beate Schücking: „Für die Universität Leipzig ergeben sich aus dieser Entscheidung faszinierende Anknüpfungspunkte des akademischen Austauschs innerhalb der Universität Leipzig und mit anderen Hochschuleinrichtungen und Instituten. Die exzellenten Ideen für das Großforschungszentrum im mitteldeutschen Revier werden eine nachhaltige Entwicklung der ehemaligen Braunkohleregionen ermöglichen. Ich danke den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für diesen Beitrag am Wissenschaftsstandort Leipzig und wünsche allen für die nächste Phase viel Erfolg. Die Projekte, die es nicht in die finale Runde geschafft haben, bleiben außerordentlich wichtig. Wir werden sie weiterhin im Blick behalten und für die künftigen Anträge der Universität Leipzig für Exzellenzcluster heranziehen.“
Mitwirkende der Universität Leipzig äußerten sich ebenfalls in einer ersten Stellungnahme zu der Entscheidung über die finale Wettbewerbsrunde um das Großforschungszentrum im mitteldeutschen Revier.
Center for Medicine Innovation (CMI)
Prof. Jens Meiler zeigt sich als einer der am CMI-Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoch erfreut: „Für uns ist es ein erster Etappenerfolg auf dem Weg, um mit unserer Forschung eine für alle Menschen zugängliche, personalisierte, bezahlbare und gerechte Medizin zu ermöglichen. Es ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.“
Ziel des CMI ist es, mit flexiblen Strukturen innovative digitale Wertschöpfungsketten und Technologien für effektive personalisierte Therapien „Mit den Menschen, für die Menschen“ zu entwickeln und so die Transformation des mitteldeutschen Braunkohlereviers in eine Hochtechnologie-Region für Gesundheitsforschung voranzutreiben. Die Kerntechnologien des CMI (Künstliche Intelligenz und Big Data, Software-basierte Wirkstoffmodellierung, Zell- und Gentherapien sowie intelligente vernetzte medizintechnische Systeme) leiten einen grundlegenden Wandel in der Gesundheitsversorgung ein. Mit dem CMI wird eine effiziente Struktur für reibungslose Translation und Transfer von der Grundlagenforschung in die Anwendung kreiert.
Centre for Climate Action an Innovation – Research & Engineering (Claire)
Prof. Johannes Quaas sieht in der Entscheidung der Perspektivkommission die Arbeit des Projektteams bestätigt: „Das Thema ‚Climate Action‘ – Handlungswissen und Anwendung für den Klimawandel – ist von überragender und stetig wachsender Bedeutung für uns und unsere Wirtschaft in der Region, aber auch weit darüber hinaus. Es wird in Zukunft wenige Wirtschaftsbereiche geben, die nicht stark vom Klimawandel beeinflusst sind. Gerade hat uns der extreme Niederschlag gezeigt, wie wichtig belastbare Vorhersagen, Vorsorge und Anpassung sind. Wir an der Uni Leipzig freuen uns darauf, Georg Teutsch dabei zu unterstützen, dieses Zukunftsthema in CLAIRE in unserer Region umzusetzen. Die Universität Leipzig wird maßgeblich die neuen Köpfe für Klima-Innovation ausbilden.“
CLAIRE entwickelt unter Federführung von Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Umweltforschungszentrums Leipzig (UFZ), fundierte Systemlösungen für Klimaschutz und Klimaanpassung, die regionale Transformationsprozesse hin zu einer kohlenstoffneutralen und klimaresilienten Gesellschaft unterstützen.
Prof. Georg Teutsch: „Wir freuen uns sehr, unsere Ideen für ein Zentrum für Klimamaßnahmen und Innovationen gemeinsam mit unseren Partnern in der jetzt folgenden Konzeptionsphase weiter präzisieren zu dürfen. Die jüngsten dramatischen Hochwasserereignisse in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben mal wieder gezeigt, wie dringend notwendig es ist, verbesserte Prognosesysteme zu entwickeln und operationell einzusetzen. CLAIRE wird die Entwicklung, die Erprobung und praktische Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft, beim Wasser- und Energiemanagement sowie in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und in urbanen Räumen vorantreiben. Ziel des geplanten Forschungszentrums ist, mittels neuartiger digitaler Zwillinge von Ökosystemen einen kontinuierlichen, digitalen Daten- und Entscheidungsraum mit hoher Aktualität und räumlich-zeitlicher Auflösung aufzubauen. Wir müssen unsere Städte und Kommunen mit ihren Infrastrukturen so umbauen, dass sie weniger verwundbar und zukunftssicher sind. Dazu brauchen wir verlässliche Daten und Prozesswissen auf regionaler und lokaler Ebene, um darauf aufbauend innovative natur- und technologiebasierte Lösungsoptionen zu entwickeln. Mit Reallaboren, die von Wissenschaft, Unternehmen, Fachbehörden und Zivilgesellschaft im Mitteldeutschen Revier und der Lausitz gemeinsam betrieben werden, wollen wir regionale Transformationsprozesse hin zu einer kohlenstoffneutralen und klimaresilienten Gesellschaft unterstützen und damit eine nachhaltige Wertschöpfung in den Bergbaufolgeregionen ermöglichen."
In diesem Projekt bündeln folgende unserer Mitglieder (Universität Leipzig, iDiv Halle-Jena-Leipzig, Fraunhofer IMW Leipzig, DBFZ Leipzig, TROPOS Leipzig) und weitere wissenschaftlichen Einrichtungen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, TU Dresden, HHL Leipzig, IPK Gatersleben, IPB Halle, PIK Potsdam, ZALF Müncheberg, MPI-BGC Jena) ihre Ideen und Potentiale, um attraktive Innovationscluster mit nachhaltiger Wertschöpfung in den Bergbaufolgeregionen zu schaffen.
Wissen schafft Perspektive für die Region! Mit „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ fördern das BMBF und der Freistaat Sachsen die Entstehung zwei neuer Großforschungszentren in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier. Durch die Neugründung der geplanten Großforschungszentren soll der Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland gestärkt und zur Entwicklung der sächsischen Lausitz und des mitteldeutschen Reviers hin zu attraktiven Zukunftsregionen beitragen. Dafür stellen BMBF, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt künftig bis zu 170 Millionen Euro pro Jahr und Zentrum bereit. Künftig sollen im Umfeld der Großforschungszentren bis zu 3.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Nach der nun getroffenen Entscheidung der Perspektivkommission über die jeweils drei Finalisten und einer halbjährigen Förderphase entscheiden Bund und Freistaat über zwei tragfähige Konzepte pro Region. Für die finale Antragsphase stehen den Forschungsteams jeweils 500.000 Euro zur Verfügung.
In der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier werden zwei neue Großforschungszentren entstehen. Mit „Wissen schafft Perspektiven für die Region!" starten das BMBF und der Freistaat Sachsen einen Wettbewerb für den Aufbau der Zentren.
Am 14. August 2020 ist als Strukturhilfemaßnahme für die durch den Kohleausstieg betroffenen Reviere und Standorte das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen" (StStG) in Kraft getreten. Um neue Perspektiven für die Kohleregionen zu schaffen sieht das StStG in § 17 Ziffer 29 die „Gründung je eines neuen institutionell geförderten Großforschungszentrums nach Helmholtz oder vergleichbaren Bedingungen in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier auf Grundlage eines Wettbewerbsverfahrens" vor.
Der Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!" ist eine gemeinsame Initiative des Bundesforschungsministeriums und dem Freistaat Sachsen, mit dem Ziel, in einem transparenten und themenoffenem Wettbewerbsverfahren die besten Konzepte für die Gründung der beiden neuen Großforschungszentren zu entwickeln und auszuwählen. Der Wettbewerb richtet sich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und soll dazu dienen, die thematische Ausrichtung und die genauen Standorte der neuen Großforschungszentren festzulegen. In Abhängigkeit vom wissenschaftlichen Erfolg der neuen Einrichtungen wird mittelfristig eine jährliche institutionelle Förderung von jeweils bis zu 170 Millionen Euro im Rahmen des StStG angestrebt.
Durch die Neugründung der Großforschungszentren soll der Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland gestärkt und zur Entwicklung der sächsischen Lausitz und des mitteldeutschen Reviers hin zu attraktiven Zukunftsregionen beigetragen werden. Neben der wissenschaftlichen Exzellenz und der überregionalen Bedeutung des Forschungsprogramms soll der Fokus der neuen Großforschungszentren daher in besonderem Maße auf dem Transfer von Forschungsergebnissen in kommerzielle und gesellschaftliche Anwendungen sowie der Förderung des Innovationsgeschehens in den Kohleregionen liegen. Durch die Neugründung der beiden Großforschungszentren sollen innovative Modelle der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft geschaffen werden.
Leipziger Anträge für das Großforschungszentrum im mitteldeutschen Revier
Das Leipzig Science Network unterstützt vier Initiativen unserer Mitglieder, die mit ihren Visionen den Strukturwandel in der Region mitgestalten und so einen Mehrwert und neue Perspektiven für Gesellschaft und Wirtschaft schaffen wollen.
Spin for Life (S4L) - Forschen für die Medizin von morgen
Die Vision: Die individualisierte, vorsorgliche Medizin im Smartphone-Format. Setzt man bisher auf eine Standard-Therapie für jeden, will Spin for Life mithilfe neuester Spin-Technologie eine auf den Patienten zugeschnittene Behandlung schaffen.
Center for Medicine Innovation soll integrierte, digitale Wertschöpfungsketten für personalisierte Medizin entwickeln und die Transformation des mitteldeutschen Braunkohlereviers in eine Hochtechnologie-Region für Gesundheitsforschung treiben.
CLAIRE - Centre for Climate Action and Innovation - Research & Engineering
CLAIRE entwickelt unter Federführung von Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Umweltforschungszentrums Leipzig (UFZ), fundierte Systemlösungen für Klimaschutz und Klimaanpassung, die regionale Transformationsprozesse hin zu einer kohlenstoffneutralen und klimaresilienten Gesellschaft unterstützen.
EARTH - Integrative Research Centre for Sustainable Engineering and Management
EARTH soll Lösungen für einen klima- und umweltgerechten Wandel liefern. Ingenieur- und Natur-, aber auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler wollen zu relevanten Themen in Energietechnik sowie Klima- und Umweltschutz forschen.
Am 27.11.2020 trafen sich der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft, Herr Sebastian Gemkow, und die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. med. Beate A. Schücking, gemeinsam mit Vertretern des Leipziger Science Network e.V. (LSN) im Wissenschaftspark Leipzig, um sich zur Exzellenzstrategie des Bundes 2025 auszutauschen. Im Anschluss daran fand eine kurze Besichtigungstour durch die auf dem Gelände ansässigen Wissenschaftseinrichtungen statt, bei der die Gäste über die neuesten Entwicklungen in den einzelnen Instituten informiert wurden, um gemeinsame Forschungsvorhaben im Rahmen der Exzellenzinitiative anzuregen bzw. fortzuführen.
Vom DBFZ führte die Tour zum Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS). Am TROPOS wurde das Chemielabor, das Wolkenlabor und eine mobile Messtation der MOSAiC-Expedition besichtigt.
An die Präsentation am TROPOS schloss sich ein Besuch am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) an. Im Visualisierungslabor des UFZ präsentierten die Professoren Mahecha, Peng und Kolditz u.a. das Remote Sensing Centre for Earth System Research.
Die letzte Station der Tour markierte das Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung (IOM). Am IOM besichtigte die Delegation das Leibniz Joint Lab „Einzelionenimplantation“, welches gemeinsam mit der Abteilung Angewandte Quantensysteme an der Universität Leipzig betrieben wird. Herzstück ist ein modernes hochauflösendes, fokussiertes Ionenstrahlsystem, das einen hochpräzisen Laserinterferometertisch zur genauen und reproduzierbaren Probenpositionierung enthält und zudem mit einer Elektronenstrahl-Ionenquelle zur Erzeugung hochgeladener Ionen ausgestattet ist. Für dieses System wird gegenwärtig ein hochsensitiver Einzelionendetektor entwickelt, mit dem Entwicklung und Erforschung von Quantentechnologien wie Quanten-Sensorik und Quanten-Informationsverarbeitung auf der Basis funktionalisierter Einzelatome ermöglicht werden soll. Die hier im Aufbau befindliche deterministische Ionenimplantation, d.h. die Implantation einer vordefinierten, gezählten Anzahl einzelner Ionen mit einer lateralen Genauigkeit von wenigen Nanometern, ist eine vielversprechende Technik, um die dazu erforderliche Funktionalisierung einzelner Atome in einem Festkörpermaterial zu realisieren.
Vor dem Hintergrund einer von der Initiative „Querdenken“ angekündigten Großdemonstration in Leipzig am 7. November 2020 veröffentlichen Leipziger Wissenschaftseinrichtungen folgende gemeinsame Stellungnahme.
Blick über Leipzig, im Vordergrund der Campus Augustusplatz der Universität Leipzig. Quelle: Universität Leipzig/Swen Reichhold.
Die Leipziger Wissenschaftseinrichtungen stehen für offene Diskussionen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Argumentationen. Im Zuge der Corona-Pandemie sind Forschungsprojekte und -ergebnisse die entscheidende Basis für entschlossenes Handeln. Diskurs und Kritik, gerade zu einzelnen Maßnahmen, sind damit nicht ausgeschlossen, im Gegenteil. Entsprechende Debatten finden statt und sind wichtig für unsere Demokratie.
Falschinformationen, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien schaden unserer Gesellschaft aber massiv. Sie dürften leider die für den 7. November in Leipzig geplante Demonstration prägen. Nachvollziehbare Sorgen und Nöte werden ausgenutzt, und einige Akteure streben unverkennbar eine Radikalisierung an.
Wir setzen als wissenschaftliche Institutionen gemeinsam darauf, dass die Mehrheit unserer Gesellschaft für solche Tendenzen nicht empfänglich ist. Das „Wissenschaftsbarometer Corona Spezial“ hat gezeigt, dass Forschung und Wissenschaft in Krisenzeiten einen hohen Stellenwert als zuverlässige Informationsquelle einnehmen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass das so bleibt.
futureSAX-Interview mit Prof. Dr. Thomas Neumuth, stellv. Geschäftsführer, Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS)
futureSAX: Herr Prof. Neumuth, das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) entwickelt digitale Technologien für zukünftige klinische Anwendungen. Bitte beschreiben Sie kurz die Forschungsschwerpunkte und Kernkompetenzen des ICCAS.
Prof. Dr. Thomas Neumuth: Das ICCAS entwickelt Technologien an der Schnittstelle zwischen Medizintechnik, Medizininformatik und medizinischer Anwendung. Die Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung von Informationssystemen, die den Kontext, in dem sie angewendet werden, kennen und entsprechend das klinische Personal geeignet unterstützen können. Das sind z. B. intelligente Operationssäle, die vorausahnen, was die nächsten Arbeitsschritte der Operierenden sein werden, um technische Systeme beispielsweise zu parametrisieren und Informationen aufzurufen. Das sind aber auch neue Verfahren für nichtinvasive Diagnostik und Therapieformen, die weniger invasiv sind als bisher existierende, konventionelle Therapieformen.
Wir beschäftigen uns zusätzlich mit der Mobilisierung und Virtualisierung von medizintechnischen Systemen. Hier steht das Thema herstellerübergreifender Vernetzung von Geräten im Vordergrund, das wir jetzt seit mehr als zehn Jahren bearbeiten. Hinzu kamen in den letzten Jahren auch Fragestellungen rund um den Einsatz von 5G in der Medizin.
Die Kernkompetenzen des ICCAS sind die Bedarfserhebung mit den Klinikerinnen und Klinikern, das Design der Systeme, der Prototypen sowie Entwicklung und die klinische Evaluation bis hin zur Durchführung von klinischen Studien. Das Ganze wird begleitet durch einen Qualitätsmanagementprozess nach Medizinprodukterichtlinie, d. h. das ICCAS ist auch entsprechend zertifiziert, sodass die Forschungsergebnisse durch die Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette nachgelagert sind, direkt übernommen und überführt werden können.
futureSAX: Das ICCAS wurde im Jahr 2005 im Rahmen der BMBF-Förderinitiative „Unternehmen Region“ gegründet. Wie gestaltet sich heute die Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Unternehmen?
Prof. Dr. Thomas Neumuth: Das ICCAS hat mittlerweile eine deutlich sichtbare nationale und europäische Ausstrahlung erreicht. Wir arbeiten primär mit Unternehmen im Medizintechnik-Sektor zusammen, die eigentlich bundesweit verstreut sitzen, d. h. auch überregional tätig sind, ihre Produkte aber weltweit vertreiben. Für die Unternehmen sind wir meist als Partner für die Vorentwicklung von neuen Technologien tätig.
Wenn im smarten OP-Saal der Datenaustausch hersteller- und geräteübergreifend funktioniert, ist das auch ein Verdienst des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS). Beim Sächsischen Transferforum am 3. November 2020 wird Prof. Dr. Thomas Neumuth, stellv. Geschäftsführer als Mitglied der Paneldiskussion über seine erfolgreichen Transfer-Projekte sprechen. Im futureSAX-Interview gibt er vorab Einblicke die Forschungs- und Transferarbeit des seit 2005 wirkenden Innovationszentrums.
futureSAX: Herr Prof. Neumuth, welches Verständnis von Transfer hat das ICCAS und welche Formate und Instrumente nutzen Sie hierfür?
Prof. Dr. Thomas Neumuth: Wir haben in den letzten Jahren verschiedene Formate und Instrumente für den Transfer von Technologien entwickelt. Hierzu gehören die Bereitstellung von Laborumgebungen für technische Systeme zur Durchführung herstellerübergreifender Tests, aber auch insbesondere der Zugang zu den klinischen Partner-Einrichtungen und den klinischen Know-how-Tragenden an den Partnerkliniken. Ein weiteres wesentliches Format ist die Vernetzung im Rahmen der Gremienarbeit. Wir sind sehr aktiv in verschieden, auch bundesweiten, Gremien, z. B. in verschiedenen Formaten der einschlägigen Fachgesellschaften oder von beratenden Gremien, z. B. im Experten-Panel der Europäischen Kommission für Medizingeräte. Dies sind alles Netzwerkformate, wo wir natürlich auch entsprechend bundes- und europaweit ausstrahlen und wir auch Themen und Akzente setzen können.
futureSAX: Der Transfer von der medizinischen Spitzenforschung in die wirtschaftliche Anwendung ist ein langfristiger Prozess. Welche Erfolge konnten Sie im Transfer in den letzten 15 Jahren schon erzielen?
Prof. Dr. Thomas Neumuth: Die besonderen Erfolge in den vergangenen Jahren sind in vielen Bereichen erreicht worden, z. B. im Bereich der Ausgründung. Eines unserer Unternehmen, die Phacon GmbH, die sich mit dem 3D-Druck von chirurgischen Trainingssystemen beschäftigt, existiert jetzt mittlerweile seit 13 Jahren am Markt. 2007 konnte Phacon den Sächsischen Gründerpreis (damals noch unter dem Namen futureSAX-Businessplan Wettbewerb) gewinnen und hat seitdem eine tolle Entwicklung hingelegt. Wir haben sehr große Beiträge zum Thema Interoperabilität und Vernetzung von Medizingeräten geleistet. Es gab ein großes Projekt mit dem Namen OR.Net, welches, vom BMBF gefördert, alle deutschen Hersteller von chirurgischer Technik an einen Tisch gebracht hat und sich diese Hersteller darauf geeinigt haben, wie eine gemeinsame Sprache entwickelt werden kann, dass die Systeme während der OP Daten austauschen können. Wir waren in diesem Projekt der Hauptdemonstratorstandort für den intelligenten OP-Saal. Als neueste Aktivität sind wir eines der Gründungsmitglieder der 5G Health Association, die sich um die Anwendung von 5G-Technologien im Gesundheitswesen der Zukunft kümmern wird.
futureSAX: Herr Prof. Neumuth, das ICCAS forscht und arbeitet an der Schnittstelle von Medizin, Ingenieurswissenschaften sowie Informations- und Kommunikationstechnik. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach branchenübergreifende Plattformen wie futrueSAX für den Wissens- und Technologietransfer?
Prof. Dr. Thomas Neumuth: Branchenübergreifende Plattformen haben aus meiner Sicht als wesentliche Funktion, den Transfer von Know-how zwischen den Branchen zu unterstützen. Viele Einzeltechnologien, viele Funktionen, viele Ansätze zur Problemlösung existieren meist bereits in anderen Branchen. Aufgabe dieser branchenübergreifenden Plattformen ist es, zu schauen, ob diese Problemlösung, diese Ansätze, diese Technologien übertragen werden können, bspw. aus der Luft- und Raumfahrt in die Medizintechnik hinein oder aus der Medizintechnik in die Automobilindustrie, denn oftmals ähneln sich die grundsätzlichen technischen Probleme in den Bereichen stark.
futureSAX: Vielen Dank für das Interview.
Universität Leipzig Seit sechs Jahrhunderten bereichert die Universität das geistige und kulturelle Leben der Stadt Leipzig. 1409 gegründet ist sie mit ununterbrochenem Lehr- und Forschungsbetrieb die zweit älteste Universität in Deutschland. Heute strebt die Universität Leipzig als traditionsreiche und zugleich moderne Volluniversität einen führenden Platz unter den deutschen Universitäten an. Die 14 Fakultäten mit ihren 150 Instituten setzen auf fächer- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Als Volluniversität verfügt die Universität Leipzig über ein breites Forschungsspektrum in den Lebenswissenschaften, den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften. Sie betreibt interdisziplinär Grundlagen- und angewandte Forschung und hat sich zu einem Wissens- und Technologietransferpartner auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene entwickelt. Besondere Stärken liegen in den Bereichen Globale Interaktion, Biomedizin, Intelligente Materialien, Biotechnologie, Mathematische Wissenschaften und Biodiversität. Mehr zum Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) erfahren Sie hier: – www.iccas.de
futureSAX-Transfer-Interview mit Prof. Dr. Thomas Lenk, Prorektor für Entwicklung und Transfer der Universität Leipzig
futureSAX: Die Universität Leipzig blickt auf eine über 600-jährige Tradition zurück und ist damit die zweitälteste Universität Deutschlands. Heute wird an 14 Fakultäten und über 130 Instituten in nahezu allen Wissenschaftsbereichen gelehrt und geforscht. Prof. Lenk, welche Forschungsfelder sind für die Universität Leipzig zukünftig besonders wichtig?
Prof. Dr. Lenk: Die Fächervielfalt an der Uni Leipzig, von Afrikanistik bis Zahnmedizin, ist tatsächlich eine Besonderheit und nicht nur in Sachsen ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Das allein würde die Stärke des Wissenschaftsstandortes aber sicherlich nur unzureichend beschreiben: Der eigentliche Mehrwert entsteht gerade durch die Überschreitung von Fächergrenzen.
Der Erfolg dieser Form der einrichtungsübergreifenden Zusammenarbeit ist charakteristisch für die drei strategischen Forschungsfelder der Uni Leipzig: Intelligente Methoden und Materialien, Nachhaltige Grundlagen für Leben und Gesundheit und Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt. Hieraus haben sich wiederum drei übergeordnete Themen entwickelt: Biodiversität, Zivilisationskrankheiten und Globalisierungen. Dabei sind Geistes- und Sozialwissenschaften, Lebenswissenschaften sowie Medizin und Naturwissenschaften in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit jeweils zu etwa gleichen Teilen mit eingebunden, um Grundlagen- und angewandte Forschung sowie deren Transfer in die Gesellschaft voranzubringen.
futureSAX: Im Hochschulentwicklungsplan und der Transferstrategie der Universität Leipzig wird vom „Leipziger Weg“ gesprochen. Was zeichnet diesen Weg aus?
Prof. Dr. Lenk: Der Leipziger Weg beschreibt die wichtigsten Parameter der dynamischen Entwicklungsplanung und Weiterentwicklung erfolgreicher Forschungsthemen an der Uni Leipzig. Auch er setzt auf Interdisziplinarität und Verbundbildung. Die wichtigsten Phasen dieses Weges sind Emergenz, also die Identifikation und Förderung ganz neuer Forschungsfelder, Profilierung und Aggregation, also die thematische Festigung und gezielte Zusammenführung emergenter Felder als Nukleus zur Einwerbung von Verbundprojekten, und schließlich Synthese, also der Aufbau international sichtbarer und konkurrenzfähiger, integrativer Zentren.
Natürlich wird nicht jedes Emerging Field diese letzte Ausbaustufe erreichen. Deshalb ist der Leipziger Weg als Zyklus konzipiert, bei dem zu jedem Zeitpunkt ein neuer Zyklus losgetreten werden kann. Jede Phase des Prozesses kann also gleichzeitig Ausgangspunkt neuer, wissenschaftlicher Fragestellungen und Wachstumskerne sein, sodass Vielfalt erhalten bleibt und ausgebaut wird und eine Vielfalt thematischer und methodischer Ansätze entsteht, aus der auch die großen Forschungsverbünde wieder schöpfen können.
Was möglicherweise klingt wie die Beschreibung eines theoretischen Ideals funktioniert hier in Leipzig tatsächlich bereits sehr gut!
Mit der über 600-jährigen Geschichte ist die Universität Leipzig der zentrale Akteur der Wissenschaftsregion Leipzig und als Gastgeberin bestens geeignet, um erfolgreiche Best Practice Beispielen des sächsischen Wissens- und Technologietransfers kennenzulernen. Im Vorab-Interview mit Prof. Dr. Thomas Lenk, Prorektor für Entwicklung und Transfer sprachen wir über den „Leipziger Weg“. (Foto: Christian Hueller)
futureSAX: Prof. Lenk, unter dem Begriff „Third Mission“ rückt der Austausch und Transfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft immer stärker in den Fokus von Hochschulen. Welches Verständnis von Transfer verfolgt die Universität Leipzig?
Prof. Dr. Lenk: Als Transfer bezeichnen wir den dialogischen Austausch zwischen Universität und Gesellschaft, insbesondere zwischen Universität und Wirtschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft, wobei beide Seiten gleichermaßen profitieren sollen. Der Transfer kann sich dabei über Formate und Wege vollziehen, etwa in Form gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsarbeit, über Formate der wissenschaftlichen Weiterbildung, Politikberatungen oder die öffentliche Wissens- und Wissenschaftskommunikation.
Ob dieser Fokus für die Hochschulen tatsächlich so neu ist, weiß ich gar nicht. Das Selbstverständnis der Uni Leipzig als Wegbereiterin, Impulsgeberin und Gestalterin regionaler und globalisierter Wissensgesellschaften würde ich jedenfalls nicht als neu bezeichnen wollen.
Neu sind aber sicherlich die deutlichen Impulse, die die Hochschulen durch ein wachsendes, öffentliches Interesse, gesteigerte Erwartungen und die gesteigerte Bereitschaft der Politik zur Unterstützung dieser Themen erfahren.
futureSAX: Welche Instrumente zur Stärkung des Transfers haben Sie bereits erfolgreich etabliert?
Prof. Dr. Lenk: Transfer ist natürlich nach wie vor kein Selbstläufer. Deshalb braucht es handlungsfähige Strukturen und Instrumente, um ihn zu steuern und erfolgreich zu machen. Die Instrumente sind dabei so vielfältig, wie die Formen und Wege des Transfers selbst. Ich will beispielhaft dennoch einige nennen:
Als echtes Erfolgsbeispiel kann sicher unsere Gründerinitiative SMILE gelten, die seit 2006 mehr als 500 Gründungen begleitet und damit an der Entstehung von über 1000 Arbeitsplätzen mitgewirkt hat. Um die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der Universität und außeruniversitären Einrichtungen zu fördern, betreiben wir die Programme Wissenschaft trifft Wirtschaft und Wissenschaft trifft Gesellschaft, über die Mehrkosten der Universität im Zusammenhang solcher Zusammenarbeiten mit bis zu 15.000 Euro pro Projekt gefördert werden können. Und um den Transfergedanken weiter zu kultivieren und die große Wertschätzung für entsprechende Leistungen deutlich zum Ausdruck zu bringen, vergeben wir in diesem Jahr auch erstmals einen Transferpreis, mit dem die Uni herausragende Leistungen ihrer Angehörigen im Wissens- und Technologietransfer auszeichnet.
futureSAX: Die sächsische Unternehmenslandschaft ist geprägt von vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die oft über keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung verfügen. Welche Angebote und Formate bietet die Universität Leipzig an, um diesen Unternehmen einen niedrigschwelligen Einstieg zu ermöglichen?
Prof. Dr. Lenk: Das ist sicherlich richtig, auch große Unternehmen, die mal eben eine Professur stiften oder gleich ein ganzes Institut mitfinanzieren, sind hier rar. Wir sind als Uni Leipzig deshalb gerade auch auf die Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen sehr gut eingestellt: Das bereits erwähnte Programm Wissenschaft triff Wirtschaft ist hier ein Beispiel. Und auch sonst versuchen wir unsere Ansprechbarkeit und Kooperationsfähigkeit in ganz unterschiedliche Richtungen zu erhöhen. So gibt es neben unserem zentralen Sachgebiet für Transfer aktuell drei Transferassistentinnen, bei SMILE, bei unserem Research Center for Sustainable and Smart Infrastructure (RCI) und bei nutriCARD, die direkt mit unseren besonders anwendungsorientierten Wissenschaftlern zusammenarbeiten und aktiv den Kontakt zu KMU suchen, Forschungskontakte vermitteln oder die Entwicklung gemeinsamer Antragsvorhaben begleiten.
futureSAX: Die Universität Leipzig, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Friedrich-Schiller-Universität Jena haben sich 1995 Mitteldeutschen Universitätsbund zusammengeschlossen. Welche Erfolge auch im Bereich des Transfers hat diese Zusammenarbeit bisher gezeitigt?
Prof. Dr. Lenk: Diese Zusammenarbeit lag im Wortsinne nahe; sie hat für uns natürlich eine ganz besondere Bedeutung und erstreckt sich über ganz unterschiedliche Bereiche – wobei der Transfer mittlerweile ganz ausdrücklich mit dazugehört. Als Erfolge können hier sicher der „International Startup Campus“, das Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCard) und insbesondere das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) gelten, wo wir mit den Universitäten in Halle und Jena sehr erfolgreich kooperieren.
futureSAX: Was war Ihr Beweggrund, Teil des Sächsischen Transfer-Netzwerkes zu werden, und wie wichtig sind branchenübergreifende Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?
Prof. Dr. Lenk: Extrem wichtig! Durch die Netzwerkarbeit knüpfen wir wichtige Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern, haben Zugang zu wertvollen Instrumenten zur effizienten Gestaltung von Innovationsprozessen und stehen gleichzeitig im engen Austausch mit politischen Entscheidern. Die Vermutung, dass das so sein würde, war der Grund Teil von futureSAX zu werden, die Tatsache, dass wir mit dieser Vermutung richtig lagen, der Grund, es weiterhin sehr gerne zu bleiben. Die Zusammenarbeit zwischen futureSAX und der Uni Leipzig werte ich als echte Erfolgsgeschichte und bin deshalb froh, dass diese Erfolgsgeschichte im Rahmen des ersten Sächsischen Transferforums in Leipzig auch sichtbar wird.
Universität Leipzig Seit sechs Jahrhunderten bereichert die Universität das geistige und kulturelle Leben der Stadt Leipzig. 1409 gegründet ist sie mit ununterbrochenem Lehr- und Forschungsbetrieb die zweit älteste Universität in Deutschland. Heute strebt die Universität Leipzig als traditionsreiche und zugleich moderne Volluniversität einen führenden Platz unter den deutschen Universitäten an. Die 14 Fakultäten mit ihren 150 Instituten setzen auf fächer- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Als Volluniversität verfügt die Universität Leipzig über ein breites Forschungsspektrum in den Lebenswissenschaften, den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften. Sie betreibt interdisziplinär Grundlagen- und angewandte Forschung und hat sich zu einem Wissens- und Technologietransferpartner auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene entwickelt. Besondere Stärken liegen in den Bereichen Globale Interaktion, Biomedizin, Intelligente Materialien, Biotechnologie, Mathematische Wissenschaften und Biodiversität. – www.uni-leipzig.de
Das zentrale Impulsevent und Austauschformat für die gesamte sächsische Transfer-Community
3. November 2020
Universität Leipzig, Neues Augusteum 13:30 – 19:30
In Kooperation mit dem Leipzig Science Network lädt futureSAX dazu ein, am 3. November 2020 die Wissenschaftsregion Leipzig zu entdecken. Nutzen Sie Möglichkeit, sich zu Best-Practice-Beispielen im Wissens- und Technologietransfer und engagierter Wissenschaft zu informieren und erhalten Sie neue Impulse rund um das Thema TransfERleben in Leipzig.
Das Sächsisches Transferforum - TransfERLeben in Leipzig öffnet einen Raum, um den Austausch zu Best Practice Beispielen des sächsischen Wissens- und Technologietransfers effektiv zu ermöglichen und die Wissenschaftsregion Leipzig kennenzulernen. Es bietet der sächsischen Transfer-Community die Möglichkeit, von diesen Beispielen zu lernen und sich über neue Instrumente, Methoden und Projekte des Transfers zu informieren. Auf dem Transferforum erhalten Transferakteure und Multiplikatoren aus Wissenschaft und Wirtschaft neue Impulse und bauen ihre persönlichen Netzwerke aus.
In der Wissenschaftsregion Leipzig ist mit der Universität Leipzig – der zweitältesten Universität Deutschlands – Forschung und Lehre seit über 600 Jahren fest etabliert. Leipzig ist gekennzeichnet durch eine einmalige starke Vernetzung von Geistes-, Natur- und Ingenieurswissenschaften. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Wissenschaftseinrichtungen und Transferakteure erfolgen nicht nur exzellente und international anerkannte Forschung und Lehre, sondern auch die innovations- und transferorientierte Zusammenarbeit mit dem regionalen Mittelstand.
Neben spannenden Impulsvorträgen und Diskussionsrunden finden vier Workshops statt, die sich an Transfer-Community aus Wissenschaft und Wirtschaft, interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Multiplikatoren richtet. Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine begleitende Ausstellung.
futureSAX futureSAX ist der zentrale Ansprechpartner im Gründer- und Innovationsökosystem Sachsen mit dem Ziel, die Innovationsakteure und das Innovationsland sichtbar zu machen. Durch vielfältige Maßnahmen setzt futureSAX Wachstumsimpulse für zukunfstfähige Innovationen, vernetzt branchenübergreifend Innovatoren aus Wirtschaft und Wissenschaft und erhöht die Effizienz von Innvationsprozessen. – www.futuresax.de